Faust
Something Dirty
Bureau B/Indigo VÖ: 28.1.
Es ist keine Altersmilde bei den Krautrock-Veteranen festzustellen.
Typisch Faust: Mal gerade fünf Tage standen für die Aufnahmen des zerfledderten aber sehr dynamischen Albums Something Dirty zur Verfügung. Davon ist wahrscheinlich schon einer dafür draufgegangen, das umfangreiche Instrumentarium in den Aufnahmeraum zu schleppen. Einquartiert hatte sich die 1970 in Hamburg entstandene Gruppe diesmal im fein ausgestatten Clouds Hill Studio in der Elbmetropole. Natürlich wieder völlig unvorbereitet und ohne jegliche Demos oder Songskizzen. Nachdem der für seine Präzision und Pingeligkeit berühmt-berüchtigte Produzent Tobias Levin (Kante, Tocotronic) lange an dem Vorgänger C’est Com… Com… Compliqué feilte, haben „… wir diesmal bewusst reingehauen …“, so Drummer und Gründungsmitglied Werner „Zappi“ Diermaier. Und Produzent Johann Scheerer ließ die Gruppe um Frontmann Jean-Hervé Péron sowie die beiden neuen Mitglieder James Johnston (Gallon Drunk, The Bad Seeds) und Geraldine Swayne an der langen Leine laufen. Klang der Vorgänger noch geschmeidiger und in sich harmonischer, so überzeugt Something Dirty durch seine Spontaneität, Noise-Eskapaden, Avantgarde und anarchistische Energie. Damit fügt die Nord-Fraktion (Ur-Faust Hans Joachim Irmler nennt seine in Scheer a.d. Donau angesiedelte Gruppe auch Faust) der Krautrock-Legende seinem imposanten Katalog ein weiteres gelungenes Kapitel hinzu.