Feine Sahne Fischfilet
Sturm und Dreck
Audiolith/Broken Silence
Wer die Band aus dem politischen wie ästhetischen Brennpunkt Meck’Pomm als sympathische Stadion-Rock-Amateure mit Trompeten abgelegt hat, muss nun doch mal umdenken.
Feine Sahne Fischfilet sind eine fantastische Band – wenn bloß die Musik nicht wäre. Mit so einer gleichermaßen begeisterten wie despektierlichen Zuschreibung könnte man als Punkband doch eigentlich ganz gut leben. Vor allem, wenn die eigenen Konzerte voll und eine Abfahrt sind, und wenn man nicht nur für seine Gags, sondern auch für antifaschistische Basisarbeit jede Menge Aufmerksamkeit erhält.
Doch mit STURM UND DRECK wird nun auch spürbar am sound- und songtechnischen Zuweg zum trötigen Gesamtkunstwerk um den übertrieben charismatischen Sänger Monchi gewerkelt. Gewerkelt, genau – denn „gefeilt“ wäre wohl zu viel gesagt, schließlich geht es auch auf der fünften FSF-Platte nicht um Feinheiten oder kompositorische Stunts. Im Mittelpunkt stehen hier Stimmung, Brettern und Leidenschaft.
Damit das aber harmonisch ansprechender klingen kann, wurde mit Tobias Kuhn (Ex-Miles) ein versierter Pop-Produzent engagiert – und das tut dem Projekt auf jeden Fall gut. Endlich muss man nicht mehr über Charme punkten, sondern besitzt nun auch den passgenauen Sound zur immer mehr freigespielten Stadion-Identität.
Das Ergebnis mag feinsinnige Rock-Ästheten weiterhin vor den Kopf stoßen, ist aber musikalisch ein großer Schritt für die Band. So klingen die Stücke ein bisschen wie die vorpommersche Version der Broilers – nur dass man nicht dauernd kotzen möchte dabei, sondern sich bei Songs wie „Zurück in unserer Stadt“ oder „Ich mag kein Alkohol“ viel mehr weiträumig unterhalten fühlt.
Eine Polit-Platte mit Schleife ist das alles nicht geworden, der Verfassungsschutz darf endlich aufgeben. Die Haltung strömt der Band ohnehin aus jeder Pore – und der Song „Niemand wie ihr“ über Monchis Eltern zeigt, wie persönlich das Songwriting geworden ist.