Franz Ferdinand
Right Thoughts, Right Words, Right Action
Domino/Good To Go 23.8.
Totgesagte leben länger. Oder: Die wundersame Genesung des Patienten Indie-Rock am Beispiel des vierten Franz-Ferdinand-Albums.
Bootsy Collins – und der muss es wissen – hat einmal unter seinem bunt glitzernden Zylinder gesessen und gesagt, der Funk heilt und der Funk hilft. Franz Ferdinand haben anscheinend auf den großen alten Mann am Bass gehört, um ihren verlorenen Schwung wiederzufinden. Mit ihrem vierten Album baut die schottische Band die Präsenz des Funk, der aus ihrem Schaffen nie wegzudenken war, kräftig aus. Auf RIGHT THOUGHTS, RIGHT WORDS, RIGHT ACTION gibt es kaum ein Gitarrenriff, das sich nicht auch Nile Rodgers hätte ausdenken können, während der Bass satt und fett wummert. Das gilt für den Eröffnungssong „Right Action“, einen klassischen Franz-Ferdinand-Knaller, der direkt in die Beine geht, ebenso wie für das sich anschließende „Evil Eye“, in dem Alex Kapranos und seine Kollegen mit einer verschlungenen Bassline und viel Echo einem ihrer großen Einflüsse, Gang Of Four, huldigen, oder auch den eher an 10cc erinnernden, cool dahindümpelnden Reggae-Song „Brief Encounters“ – nicht nur diese drei Stücke sind zu ihrem großen Vorteil mit einem niedlichen kleinen Funk-Riff verziert, das so ausdauernd vor sich hin schrammelt, bis auch noch der allerletzte Tanzmuffel überzeugt ist.
Franz Ferdinand sind vier Jahre nach dem zwar sichtlich um musikalische Weiterentwicklung bemühten, aber doch eher müden TONIGHT: FRANZ FERDINAND wieder erfolgreich zu ihrem Kerngeschäft zurückgekehrt. Keine Synthie-Schlieren mehr, keine Besuche bei Giorgio Moroder. Zwar fahren hin und wieder noch ein paar Streicher oder Bläser durchs Bild, und mit „Fresh Strawberries“ scheinen Franz Ferdinand beweisen zu wollen, dass sie auch Hippie-Folk-Pop können. Aber grundsätzlich beleben sie mit RIGHT THOUGHTS … genau jenen knochentrockenen, aber extrem eingängigen und tanzbaren, zugleich militärisch zackigen und doch auch eleganten und sexy Indie-Rock, mit dem sie einst berühmt wurden.
Dass die Band ihre Schwächephase überwunden hat, ist vor allem dem stark verbesserten Songwriting zuzuschreiben. Stücke wie das forsch vorwärts stürmende „Love Illumination“, „Treason! Animals“ und „Right Action“ haben vielleicht nicht ganz das Zeug, Hits wie „Take Me Out“ und „This Fire“ vergessen zu lassen. Aber sie sind gut genug, in den Kanon einer Band aufgenommen zu werden, die einen Sound erfunden hat, den man mittlerweile klassisch nennen darf. Dass dieser Sound immer noch ziemlich frisch und knackig klingt, dafür sei vor allem einem Dank: dem Funk. „I believe there is nothing to believe“, singt Alex Kapranos zwar, aber wir anderen glauben fest an die heilenden Kräfte des Funk.