Gabriel Rios
This Marauder’s Midnight
Sony Music 17.04.2015
Netter Singer/Songwriter-Pop eines Dauergastes in den belgischen Charts.
Es macht immer Spaß, im europäischen Ausland Mainstreamradio zu hören, um herauszufinden, ob es in Frankreich, Dänemark, Holland oder Italien Hits gibt, die gar nicht so übel sind. Gut stehen die Chancen auf eine positive Überraschung in Belgien. Ein kleines Land mit zwei sich wenig grünen Landsmannschaften und viel Multikulti – die Nation scheint ein gutes Pflaster für ungewöhnliche Chartserfolge zu sein.
2014 fiel ein Stück des gebürtigen Puerto Ricaners Gabriel Ríos auf: „Gold“, wochenlang in der belgischen Hitparade, Nummer eins in Norwegen – im verschleppten House-Remix eines Australiers. Das Album zum Hit ist eine dieser Singer/Songwriter-Platten, auf die man sich schnell einigen kann und die im Regal neben Damien Rice oder Ben Harper stehen. Mit einiger Verspätung erscheint THIS MARAUDER’S MIDNIGHT nun weltweit, ganz in Schwarz, nicht sehr verlockend für den Gelegenheitskäufer.
Der macht hier dennoch nichts falsch: Ríos singt und spielt gefühlvoll, wagt ungewöhnliche Arrangements, hat ein Herz für schöne Bläsersätze und eine beneidenswerte Kopfstimme. Der beste Song: „Madstone“. Weil er erst an Nick Drake erinnert und am Ende Mumford & Sons zeigt, dass es einen anderen Ausweg aus der Folk-Krise gegeben hätte, als Coldplay nachzumachen.