Gemma Ray :: Island Fire
Bronze Rat/Soulfood
Die Singer/Songwriterin lebt jetzt in Berlin, aber zu hören ist das nicht.
Gemma Ray lebt jetzt auch in Berlin. Aufgenommen aber hat die englische Singer/Songwriterin ihr neues Album in Australien, Norwegen und London. Zu hören ist das aber nicht: Island Fire klingt nicht international, sondern nach nordamerikanischer Provinz. Doch Country und Folk, Wüste und Weite, trockene Kehlen und einsame Trauer konterkariert Gemma Ray höchst effektvoll mit einem kleinmädchenhaften Charme, der an Nancy Sinatra erinnert. Die sehnsüchtigen Bläser, verlorenen Gitarren und klagenden Orgeln stammen von Thomas Wydler, der sonst bei den Bad Seeds spielt, und vom Primitive Horn Orchestra, der Backing-Band des australischen Blues-Musikers C. W. Stoneking. Das Ergebnis ist sehr viel orchestraler geraten als auf dem letzten Album It’s A Shame About Gemma Ray, auf dem Gemma Ray ausschließlich Coverversionen spielte. Die Klassiker waren allerdings oft kaum noch zu identifizieren. Nun fehlt ihren eigenen Liedern bisweilen der Wiedererkennungswert. Abgesehen von einzelnen Songs wie dem eine Spur zu aufgeräumten „Runaway“ und dem wundervoll elegischen „Make It Happen“, bleibt kaum eine Melodie dauerhaft in Erinnerung, da kann das Klangbild noch so stimmungsvoll und lasziv sein. Ganz selten tauchen übrigens zarte elektronische Beats auf, aber falls die Neuberlinerin dem Berghain schon einen Besuch abstattete, hat der keinen hörbaren Eindruck hinterlassen.
Key Tracks: „Make It Happen“, „Put Your Brain in Gear“
CD im ME S. 19
Frankie Rose
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