Glasvegas
Godspeed
Go Wow (VÖ: 02.04.)
Die Rückkehr der schottischen Indie-Rocker gestaltet sich eklektisch bis episch.
Waren die Arenen-Ambitionen der Band auf LATER…WHEN THE TV TURNS TO STATIC, ihrem bisher letzten Album vor acht Jahren, noch omnipräsent, stellt sich in einer Zeit, in der Massenveranstaltungen wie ein Rock-Relikt längst vergessener Tage anmuten, die Frage, wo Glasvegas sich mit ihren Wall-Of-Sound-Tendenzen positionieren. Die Antwort ist einfach: im inneren der eigenen vier Wände.
Dort hat Sänger, Gitarrist und Band-Chef James Allan zuletzt auch den elf Stücken dieses in kompletter klanglicher Eigenregie entstandenen Albums den Feinschliff verpasst. Neu hinzugekommen ist das eklektisch-experimentelle Element, welches sich im Allans Neffen gewidmeten und von Sprechgesang getragenen „Shake The Cage (für Theo)“ oder dem mit „Psycho“-Sounds und Filmsprache spielenden Interludium „Parked Car (Interior)“ äußert.
Woanders trifft man auf Vertrauteres. Ist „Keep Me A Space“ eine verspätete Brit-Pop-Noir-Perle, die Pulp respektive Rialto evoziert, schickt „Cupid’s Dark Disco“ Duran Duran und die Pet Shop Boys zum Shoegaze-Schwoof auf die Tanzfläche. Und während „My Body Is A Glasshouse (A Thousand Stones Ago)“ balladeske Breitwand-Bedürfnisse bedient, setzt der trocken beginnende und sich in himmelhochjauchzende Sphären schwingende Titeltrack gekonnt den dramatischen Schlusspunkt.
Mag die Bühne für Glasvegas 13 Jahre nach ihrem Debüt und dem begleitenden Hype, der partiell auch der Entdeckerfunktion von Creation-Records-Mitbegründer und Manager Alan McGee (Oasis, The Jesus And Mary Chain, Primal Scream) zuzuschreiben war, auch zwangsläufig eine immer kleinere geworden sein, macht man weiterhin die größtmögliche und das Beste daraus. Das Glas bleibt also halb voll.