Godspeed You! Black Emperor
Asunder, Sweet And Other Distress
Constellation/Cargo 27.03.2015
Die kanadischen Post-Rocker lassen Gitarren auf Streicher und Geräuschkulissen prallen.
Es braucht nicht sehr viel Fantasie, die kanadische Großband Godspeed You! Black Emperor mit Mogwai, Sigur Rós, den Swans und, mit etwas Verwegenheit, gar Sunn O ))) in Reihe zu schalten. Die Schotten begeisterten sich im Laufe ihrer Entwicklung verstärkt für Piano und Gesang, die Isländer – kaum für möglich gehalten – näherten sich dem Pop an, die US-Noise-Legende betrieb imposant die totale Verdichtung und Sunn O ))) entdeckte Scott Walker. Bei den Post-Rockern aus Montreal blieben derartige Evolutionssprünge indes aus, der prägnante Sound mit seinem sehr hohen Wiedererkennungswert erfuhr immer nur kleine Entwicklungsschritte.
Auch ASUNDER, SWEET AND OTHER DISTRESS läutet keine Zeitenwende ein, präsentiert GY!BE aber in bester Form. Der einmal mehr krude Albumtitel („Asunder“ bedeutet entzweit, „Distress“ unter anderem Elend, Qual, Drangsal oder Verzweiflung) macht schon klar, dass hier wenig Sonne in den Kompositionen scheint. Richtig finster wird es in dem knapp zehnminütigen „Lamb’s Breath“, in dem sich grimmige Geräuschkulissen, Distortionen und ein paar spacige Klänge ineinander schieben, ehe alles in einer Endlosschleife endet.
Davor, in „Peasantry or ‚Light! Inside of Light!‘“ durchdringen kakophonische Gitarren, Verzerrungen und schwerblütige Sounds den Track, der ohne Einleitung auskommt und sich schnell aufbaut. Ganz im Gegensatz zu „Asunder, Sweet“, dem mit sechs Minuten kürzesten Stück, in den sich das Anti-Entertainment-Kollektiv regelrecht hinein wühlt. Verloren, fast verzweifelt wirkt dieser desperate Track, der in das grandiose Finale „Piss Crowns Are Trebled“ mündet. Die vielen Gitarren und Streicher, die vorher auch mal gegeneinander spielten, finden hier zusammen, das fast militärische Schlagzeug gibt das Marschtempo vor. Dann bricht der Track, kulminiert in einem tosenden Wall Of Sounds und fällt letztendlich auseinander.