Gov’t Mule
Heavy Load Blues
Concord/Universal (VÖ: 12.11.)
Ein historisch resümierendes, aber trotzdem zeitgemäßes Blues-Kompendium.
Die Tatsache, dass das zwölfte, sich explizit dem Blues-Sujet widmende Studioalbum der Band um den ehemaligen The-Allman-Brothers-Band-Gitarristen (und hier auch Sänger) Warren Haynes im Begleitschreiben als stilistisches Novum angepriesen wird, ist natürlich etwas an den Haaren herbeigezogen. Schließlich war und ist der Blues seit jeher Grundlage und fester Bestandteil des brodelnden Ursüppchens, das Gov’t Mule mit Jazz-, Funk- und (Southern-)Rock-Versatzstücken versetzt aufkochen.
AmazonWäre also ein waschechtes Prog-Metal-Album von der Band, die auf der Bühne gerne mal ausgiebiger Pink-Floyd- oder Black-Sabbath- Songs covert, die wahrhaft größere Überraschung gewesen, ist die wohlaustarierte Kollektion aus Eigenkompositionen und neu aufbereiteten Standards für Blues-Begeisterungsfähige dennoch eine Bereicherung. Seien es die beschwingten Bläser-Sätze von „Hole In My Soul“, das den Kaschemmen-Charakter verrauchter Juke Joints evozierende „Love Is A Mean Old World“, oder das an Glenn Freys „Smuggler’s Blues“ gemahnende und damit geleckteren Yacht-Blues porträtierende „Wake Up Dead“ – Gov’t Mule beherrschen ihr Metier.
Und wenn sie, wie inmitten des Junior-Wells-Sandwichs „Snatch It Back And Hold It – Hold It Back – Snatch It Back And Hold It“, zum üppigen, frei improvisierten Instrumental-Mittelteil ansetzen, gesellt sich zum Blues eine große Portion Rhythm dazu und wird georgelt wie einst bei Booker T. & The M.G.’s. Das alles macht HEAVY LOAD BLUES zu einem gleichwohl historisch resümierenden wie kontemporären, kurzweiligen Blues-Kompendium – in knapp 78 Minuten Spielzeit.