Gurr
She Says
AWAL/Rough Trade (VÖ: 5.4.)
Und im Rückspiegel die Küste: more Garagen-Powerpop-Postpunkhits, zurückgelehnt und zart psychedelisch.
Von Gurr zu erwarten, ein zweites Album wie ihr Debüt zu veröffentlichen, ergibt ungefähr so viel Sinn, wie einen Schnappschuss nachzustellen. Denn die Songs auf IN MY HEAD waren ja genau deshalb toll, weil sie so furcht- und sorglos klangen, wie man sich am ersten guten Tag in einer fremden Stadt oder einem neuen Leben fühlt. Mittlerweile bespielen die Berlinerinnen mit den Rocklexikon-Fantasienamen Laura Lee Jenkins und Andreya Casablanca Bühnen von London bis Texas, und ewig werden sie die Aufbruchstimmung in ihren Garagen-Power-Postpunkpopsongs wohl nicht erhalten können – was ja gar kein Nachteil sein muss, wenn sich das Dranbleiben nach dem Kickstart anhört wie die Songs ihrer neuen EP „She Says“.
Wie der sanfte Titelsong, das jingle-jangelnde „Fake News“. Oder „Zu spät“, das (trotz Ärzte-Referenz im Titel und Bela B im Video) nicht nach Berlin, sondern nach L.A. in den 80ern klingt, nach den Bangles und der Psychedelik des Paisley Underground. Überhaupt spielen Gurr, vom rasanten „Middleton Mall“ abgesehen, zurückgelehnter als bislang. Als würden die beiden nach einem langen, lauten Nachmittag in das Cabrio steigen, das sie auf dem IN MY HEAD-Cover durch Berlin fuhr, und mit Sonnenbrand auf der Stirn darüber nachdenken, wie es weitergeht, wenn man im Rückspiegel nicht mehr den Lidl-Markt, sondern die kalifornische Küste sieht.