Holly Herndorn

Platform

4 AD/Beggars

Mensch-Maschinen-Variationen 2015 unter Einbindung von Ambient, Minimal Techno und Folk.

Holly Herndon und ihr Laptop. Die Geschichte der sich fortwährend entwickelnden Beziehung zwischen einer ehemaligen Chorsängerin und ihrem Minimal-Techno-Umfeld. Die in Johnson City, Tennessee geborene Künstlerin spinnt aus ihrer Doktorandenkammer im kalifornischen Stanford Center die Fäden einer hoch intensiven Computer Research Music.

Es herrscht ein gewisser Grundton auf diesem ihrem zweiten Album, man könnte ihn als ambientes Rauschen als oder elektronisch verfärbten Gospel bezeichnen. Durch diese Klangmodule lässt Holly Herndon verfremdete, zusammengeschnittene Vokalsätze fahren, die im besten Moment den Eindruck erwecken, man wohne einem Science-Fiction-Gottesdienst im Bible Belt bei („Unequal“). Wenn sie später die Morgensonne besingt, kommt das einem Folksong aus Harry Smiths Anthology sehr nahe – die vibrierenden Beats und Scheppersamples aber erzählen von Herndon und ihrem Laptop.

Es ist die Beziehung von guten alten Freunden. Mensch und Maschine scheinen für die Dauer dieser frei durch den Äther wandernden Tracks eine Art Symbiose eingegangen zu sein, die Mensch-Maschine tänzelt um die Erinnerungen an die Zeit, als das Gros der Musik noch in Songs festgehalten wurde. Ihre Bewegungen sind voller Anmut. Die Platinen haben gesprochen: Maschinen lieben es sinnlich.