Holly Johnson
BLAST
Pleasuredome/Rough Trade (VÖ: 29.09.)
Grandios gesungener End-80s-Pop.
Bei aller Liebe für BLAST: Die Platte ist Eins-a-Grabbelkisten-Material, man muss nicht viel Geld ausgeben. Wobei das von Johnson selbst gegründete, an das erste Album von Frankie Goes To Hollywood erinnernde Label Pleasuredome BLAST auch als Kassette neu auflegt. Hübsch gestaltet, zu haben für 18 Euro. Die Platte erschien damals drei Jahre nach dem zweiten und bereits letzten FGTH-Album LIVERPOOL – das klingt nach weniger Zeit, als es bedeutete: 1989 waren die 80er quasi vorbei, die gewaltige Synthie-Sample-Orgie des BLAST-Auftakts „Atomic City“ wirkte antiquiert und ungelenk.
Camp’n’cheesy, bunt und optimistisch, ironisch und cartoonhaft
Gut daher, dass Johnson und sein Team (zu dem auch New-Order-Produzent Stephen Hague zählte) das erste Stück als Art Gruß-aus-der-Frankie-Küche begriffen. Ab „Heaven’s Here“ entwickelt sich BLAST zu einer Pop-Platte für die 90er: camp’n’cheesy, bunt und optimistisch, ironisch und cartoonhaft. Die Hits heißen „Americanos“ und „Love Train“.
Bemerkenswert ist, dass selbst die melancholische Ballade „Love Will Come“ den sonderbaren Fake-Funk-Stil aufgedrückt bekam, der 1989 Hochkonjunktur hatte – als würde sich die Yuppie-Kultur am Ende ihres Jahrzehnts noch einmal rächen, bevor der Alternative Rock alles weghaut, was Stoffhosen trägt und sich die Haare nach hinten gelt. Bei aller Klangkritik: BLAST ist bis heute eine tolle Platte, weil Johnson herausragend singt. Allein schon der Crooner-Moment im Refrain von „Feel Good“: Mal ANOHNI fragen, was sie sich hier abgeschaut hat.