Honeyglaze
Honeyglaze
PIAS/Speedy WunderGround/Rough Trade (VÖ: 29.4.)
Indie-Pop – und es fühlt sich an, als wäre es das erste Mal.
Oh, sweet bird of youth: Wie toll muss es sein, alles zum ersten Mal zu machen – eine Band gründen zum Beispiel. Honeyglaze aus London fanden zusammen, weil Songwriterin, Sängerin und Gitarristin Anouska Sokolow nicht das einsame Mädchen mit Gitarre geben, aber schon unbedingt auf die Bühne wollte. Also holte sie Freunde dazu: Bassist Tim Curtis und Schlagzeuger Yuri Shibuichi wirken indes nicht wie Sokolows bescheidene Begleiter.
AmazonIn Songs wie „Burglar“, dem Instrumental „Half Past“ und dem noisigen Opener „Start“ entwickelt das Trio eine post-grungige Kraft, die von Producer Dan Carey schön roh belassen und gleichzeitig in poppige Gefilde geleitet wird. Im Popsong britischer Tradition liegt nämlich die eigentliche Stärke von Honeyglaze: „Shadows“ vereint eine jangly Gitarrenmelodie mit Teenage-Angst-Lyrics („Sentimental words / They always lose their meanings / If they’re never seen or heard / Only when I’m dreaming“) und kommt Postpunk-Helden wie Orange Juice sehr nahe.
„Creative Jealousy“ und „I Am Not Your Cushion“ sind sweet und kratzbürstig, mit eingängigen Hooks, während sich „Souvenir“ in zart melancholischer Indie-Pop-Grundstimmung auspendelt (und mutmaßlich so klingt, wie wenn Sokolow ein Soloact geblieben wäre). Stark auch das nostalgisch angehauchte „Female Lead“, das sowohl rassistische als auch antifeministische Klischees aufgreift. Honeyglaze probieren stilistisch vieles aus, ihr Debüt soll das „Gegenteil eines Konzeptalbums“ (Zitat) sein. Ein Konzeptalbum können sie später immer noch mal machen, muss aber gar nicht sein.