http://theweeknd.com :: (kostenloser Download)

Zum zweiten Mal in diesem Jahr vermittelt Abel Tesfaye, warum R’n’B endlich wieder funktioniert und nicht nur als Relikt in Sampleform weiterleben muss.

Es ist einfach (und meist berechtigt), den bösen David G. dafür verantwortlich zu machen, dass es seit langem keine vernünftige R’n’B-Musik mehr „geschafft“ hat, die nicht für Autoscooter-Soundtracks konzipiert wurde. Nun ist Besserung in Hörweite, dank Leuten wie The-Dream, Frank Ocean und eben The Weeknd. Anfang des Jahres erschien das erste kostenlose (!) Mixtape des damals 20-jährigen Abel Tesfaye und R’n’B hatte endlich wieder das, was ihm in den letzten Jahren abging. Es ist sexy, kompromisslos, hat keine Zeit für Zweideutigkeiten. Das alles garniert mit im Internetzeitalter so beliebtem viralen Hypeaufbau (nicht zuletzt dank Landsmann Drake, der auf „The Zone“ zu hören ist), schwarzweißer Lo-Fi-Ästhetik und Zitaten aus der Popwelt (Siouxsie & The Banshees-Cover, „Heaven Or Las Vegas“ ist nach einem Cocteau-Twins-Album benannt). Wie er in Selbstmitleid badend One-Night-Stands heraufbeschwört und die Damen vor ihm selbst doch nur schützen möchte („Don’t make me make you fall in love with a nigger like me“) oder die Wochentage wie Rebecca Black zu ihren besten Zeiten aufzählt, gehört nur bedingt mit Songwriterawards versehen, aber das „wie“ zählt, oder wie es so schön heißt, die „delivery“. Es ist aufrecht, authentisch, glaubhaft und spannend. Selbstreferentiell verarbeitet Tesfaye den Hype des abgelaufenen Jahres, generell ist das aktuelle Tape etwas konzeptioneller und geordneter, aber vor allem ebenfalls fantastisch. Seine unbekannten Beatbaumeister haben wieder ganze Arbeit geleistet, zwar nicht mehr so verworren und nebelig, aber immer noch nicht ganz greifbar und für Herz und primäres Geschlechtsorgan gleichermaßen dienlich. Der Mittelteil seiner demnächst abgeschlossenen Tapetrilogie ist kostenlos unter http://the-weeknd.com herunterzuladen. Das ist keine Bitte.

Key Tracks: „Life Of The Party“, „Heaven Or Las Vegas“, „The Zone“

Christopher Hunold