Jacques Palminger & 440 Hz Trio
Spanka und seine Freunde
Staatsakt/Caroline
Eleganz trifft Dada-Quatsch: Palminger hebt seine Jazz-New-Age-Schlager auf das nächste Niveau.
Rocko Schamonis Gala-Album DIE VERGESSENEN sollte die große Geste sein, versandete jedoch, weil der Griff nach oben in die Welt von Ennio Morricone den Künstler überforderte. Studio-Braun- und Fraktus-Kollege Jacques Palminger zeigt nun, wie es eleganter geht. Was einst mit minimalistisch-dadaistischen Dub-Experimenten begann, hat heute Revueniveau. Das 440 Hz Trio ist mittlerweile ein Quintett, mit dabei sind ausgezeichnete Hamburger Musiker aus dem Umfeld von Die Sterne oder JaKönigJa, die Jazz und Schlager genau so durchdenken wie Funk und Soul. Beim Songwriting geholfen hat Carsten Meyer a.k.a. Erobique, der sich seit jeher mit sehr lockerer Hand durch die DNA geschmeidig-eleganter Musik spielen kann.
Beim Trennungsdrama „Spanky“ („Du hast doch schon den Golf und die Doppelhaushälfte mit Rolf/ Von mir aus kannst du alles haben, aber Spanky gehört mir“) trifft Manfred Krug auf Stevie Wonder und den Soundtrack von „Ich heirate eine Familie“ – Wohlfühlmusik also. Es wird viel und meistens sehr schön gesungen, was auch an Gaststimme Lydia Schmidt liegt, man höre hier nur das wunderbare Abschlusslied „Ewigkeit“. Palmingers einzigartige Sprechvorträge stehen weniger im Zentrum, als das noch auf früheren Aufnahmen der Fall war. Das vermindert das Kichern, fügt dieser Musik aber eine neue Dimension hinzu: Man kann das richtig gut finden, ohne ständig den ironischen Überbau im Hinterkopf zu haben. Und wenn Palminger und seine Musiker mit „Der Pinguin, das Handy und der Jazz“ oder „Jazzgesichter“ besagtes Genre parodieren oder zumindest auf dessen Grenzen improvisieren, kommt einem natürlich Helge Schneider in den Sinn – allerdings mit LSD im Tee.