James Yorkston, Nina Persson & The Second Hand Orchestra
The Great White Sea Eagle
Domino/Good To Go (VÖ: 13.1.)
Duett ohne Regeln: Der Schotte und die Cardigans-Stimme genießen die große Folk-Freiheit.
Dafür, dass sich der schottische Singer/Songwriter James Yorkston als Traditionalist versteht, hat er eine Menge innovativer Ideen. Es gab Electro-Remixe seiner Songs, Ambient-Alben und Lieder aus der Perspektive einer Katze. Seine vielleicht beste Idee war die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Second Hand Orchestra. Der Ansatz: Yorkston kommt mit Liedern ins Studio, die nur der Orchestra-Leiter Karl-Jonas Winqvist kennt; die Musiker überlegen sich beim Einspielen, was sie dazu spielen.
Amazon2021 erschien unter diesen Voraussetzungen das erste gemeinsame Album THE WIDE, WIDE RIVER, es war eines der besten in Yorkstons Karriere. Für die zweite Auflage der Kooperation hat der Schotte jetzt einen neuen Trumpf organisiert: Nina Persson ist dabei! Die Sängerin der Cardigans hat sich rar gemacht in den vergangenen Jahren, was superschade ist, denn der Indie-Pop kennt kaum eine bessere Stimme.
Schwebender Folk, der sich loslöst vom Pub-Mief und auf die Frische des offenen Meeres verweist
Als zultzt ein kurzer Session-Clip mit den Cardigans die Runde bei Social Media machte, war die Aufmerksamkeit groß: Kehrt die Band zurück? Wer weiß, aber erst mal freuen wir uns über Perssons Gesang auf dieser Platte, das ist Genuss genug. Yorkstons Songs besitzen die gewohnte Klasse: schwebender Folk, der sich loslöst vom Pub-Mief und auf die Frische des offenen Meeres verweist.
Während die Musiker*innen des Second Hand Orchestras dazu improvisieren, umgarnen sich die Vocals von Persson und Yorkston. Vermeintliche Duo-Regeln ignorieren die beiden, lieber lassen sie sich in die Stücke fallen, die wie bei „Keeping Up With The Grandchildren, Yeah“ den Indie-Pop-Himmel erreichen: Früher haben Belle & Sebastian solche schwerelosen Wunderlieder gespielt, jetzt füllen Yorkston und Persson diese Lücke.