Jehnny Beth
To Love Is To Live
Caroline/Universal (VÖ: 12.6.)
Die Savages-Sängerin bietet dunklen Elektro-Rock abseits der Komfortzone.
Bevor Jehnny Beth nach London kam und mit Savages explosiven Postpunk spielte, war sie in Frankreich Teil des Duos John & Jehn, mit dem sie düsteren und verwinkelten Art’n’Goth-Pop realisierte. Mit TO LOVE IS TO LIVE, ihrem ersten Soloalbum, erobert sich Jehnny Beth dieses Territorium nun zurück – von der Sprungkraft von Savages fehlt hingegen jede Spur.
AmazonDieser Ansatz macht die Platte zu einer komplexen Angelegenheit, auf vielen Songs klingt Beth wie eine kaum greifbare Fremde, die in die Stadt kommt, um vom Leben und der Liebe zu erzählen, mal ganz dicht am Ohr, mal seltsam distanziert – aber immer abseits der Komfortzone. Ihr großes Thema ist das Spiel mit der Androgynität, sie verehrt David Bowie für seine Uneindeutigkeit, Edith Piaf für die Dringlichkeit ihrer Stimme.
Wenn das Album in der zweiten Hälfte tiefer in dieses Sujet eintaucht, ergibt sich die erhoffte Intensität. Zunächst lässt Beth in einem Zwischenspiel Schauspieler Cillian Murphy zu Wort kommen. Das darauffolgende Industrial-Rock-Stück „I’m The Man“ kennt keine Gnade, „The Rooms“ ist ein intimes und geisterhaftes Kammerstück, bevor „Heroine“ als nervöser Synthie- Funk und der Elektro-Punk „How Could You“ mit Gaststimme Joe Talbot von Idles das Album noch tiefer in einen Strudel ziehen.