Jenny Hval
Apocalypse, Girl
Sacred Bones/Cargo
Experimental-Pop aus Norwegen: Das dritte Album der Osloerin ist ein niemals abreißender Strom.
Dieses Album gehört an einem Stück durchgehört. Dies sei zu Beginn klargestellt. APOCALYPSE, GIRL von der ehemals als Rockettothesky bekannten Norwegerin Jenny Hval mag zwar in zehn Stücke aufgeteilt sein, doch beim Lauschen bemerkt man kaum Übergänge, die Tracks fließen ineinander und schaffen damit einen niemals abreißenden Strom. Erst nach zwei Spoken-Word-Darbietungen („Kingsize“, „Take Care Of Yourself“) stößt der Hörer auf den ersten echten Song „The Battle Is Over“, der mit einem tollen Rhythmus und einem grandiosen Hammond-Orgel-Einsatz aufwartet.
Kaum hat man sich jedoch an die konventionellen Song-Strukturen geklammert, wird das rauschende Intermezzo „White Underground“ dazwischengeschaltet, um einen mit Harfenklängen in den „Heaven“ zu schicken (beste Zeile: „I’m 33 now, that’s Jesus age“). Religiöse Klänge und Störgeräusche wechseln sich auf APOCALYPSE, GIRL ab und schaffen damit ein wahnsinnig eindringliches Fundament für die kontroversen Texte der Multiinstrumentalistin und Kolumnenautorin Hval, in denen die Lust und das Verlangen umschrieben werden. „Sabbath“ ist nach „The Battle Is Over“ das große Highlight des Albums. Das jazzige Arrangement verschmilzt mit der sphärischen Stimme Hvals und hinterlässt den Hörer in einem halluzinogenen Zustand. Im Frühjahr war Hval mit den Größen St. Vincent und Perfume Genius auf Tour. Das passt.