Jens Friebe
Fuck Penetration
Staatsakt/Caroline (VÖ: 2.11.)
(Revue-)Pop von Welt, von feinsinnig bis unsinnig.
Unpeinliche Song über Sex zu schreiben, ist die Königsdisziplin des Textens. Erst recht auf Deutsch. Jens Friebe kann sich die Abturn-Sprache hervorragend zu eigen machen, wie er auf seinem bisher letzten Album NACKTE ANGST ZIEH DICH AN WIR GEHEN AUS mit der Zeile „Mit allen mit denen man nicht schlafen darf, schläft man im Schlaf“ zeigte – und nun mit dem Albumtitel FUCK PENETRATION erneut beweist.
Noch schwieriger ist die Sache bei Genderthemen in der Musik: Damit kein peinlicher Soziologenpop draus wird, braucht’s Feingefühl wie Lässigkeit. Und beides hat Jens Friebe. Sein Image als Vorzeige-Geschlechtergrenzgänger nimmt der Sänger und Musikjournalist so locker wie ernst, gibt auf FUCK PENETRATION mal den flamboyanten Revuemeister, im dramatischen Eröffnungsstück „Worthless“ den einsamen Piano-Gentleman im Scheinwerferlicht.
Und in „Call Me Queer“ wird abgelästert über heterosexuelle Männer, die sich als „queer“ bezeichnen, um ihre Alphatier-Identität postmodern aufzurüschen. Friebe findet aber nicht nur originelle Worte für Vertracktes – siehe: „Only Because You’re Jealous, Doesn’t Mean You’re In Love“ –, sondern lässt sich auch prima Nonsense einfallen, das schlagereske „Tränen eines Hundes“ etwa. Oder den Beinahe-Rap „Herr der Ringe“. Unpeinlicher Unsinn: noch so eine Sache mit Seltenheitswert.
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