Joan As Police Woman & Benjamin Lazar Davis

Let It Be You

Reveal/H‘art

Auf ihrem fünften Album erstickt die Songwriterin ihre Soul-Variationen im elektronischen Wumms.

Geht man von der Musik aus, so leuchtet die Vorgeschichte dieses Albums nicht wirklich ein: Im Vorfeld von LET IT BE YOU soll es Joan Wasser aka Joan as Police Woman und ihren Kollaborationspartner, den Brooklyner Multiinstrumentalisten, Songwriter und Produzenten Benjamin Lazar Davis, auf jeweils eigenen Wegen nach Afrika verschlagen haben. So war Wasser als Teil von Damon Albarns Africa Express in Äthiopien unterwegs, während Davis traditionellen Musiken in Westafrika nachspürte.

Auf LET IT BE YOU hört man davon eher nichts – abgesehen von der einen oder anderen rhythmischen Finesse wie im Titelstück. Vielmehr finden sich auf diesem Album wuchtige, breitwandige elektronische Texturen, wie man sie von Wasser nach ihrem feinem, vom Soul und analogem Instrumentarium geprägtem THE CLASSIC von 2014 nicht unbedingt erwartet hätte. Das funktioniert im Rahmen eines Stücks wie dem Opener „Broke Me in Two“ zwar noch durchaus gut, beginnt einem aber spätestens nach Davis‘ ungewollt treffend betiteltem Kirmes-Gedonner „Overloaded“ mehr und mehr auf den Keks zu gehen. Kein Zweifel, den Soul hat Joan Wasser immer noch im Übermaß in der Stimme – hier wird er allerdings von Drumcomputern und Synthesizern mehr erstickt als gefördert. Ein „Classic“ wird dieses Album jedenfalls nicht werden.