Jodi
Blue Heron
Sooper Records/Cargo (VÖ: 16.7.)
Es muss nicht immer Lil Nas sein: Queer Country im Geiste von Susan Sontag und Elton John.
Queer Country scheint ein Ding zu sein. Klar, mit Dolly Parton oder auch der sechsfach Grammy-dekorierten Kacey Musgraves gibt es
Queer-Ikonen des Country. Aber nun sind die Queers selbst dran: Der Glam-Country-Sänger Orville Peck hinter seiner mysteriösen
Maske hat sogar schon duettiert mit Shania Twain. That does impress me much. Und der schwule Lil Nas X, 22, hatte 2019 mit seiner Country-HipHop-Mixtur „Old Town Road“ den größten Charts-Erfolg der USA jemals: 19 Wochen auf der Nummer eins. Ja, das ist schon eine exquisite Gemengelage, in die sich Jodi, sexuell nicht-binär und zudem Ex-Mitglied der Indie-Rocker Pinegrove, da begibt, mit der ausdrücklichen Ansage, Queer Country zu spielen. Was geht?
Klanglich ist der Queer Country von Jodi relativ konventionell, wenn auch highclass: verblüffend dicht an Bonnie „Prince“ Billy und damit im Grunde auch an Johnny Cash, wenn auch eine Oktave höher. Ergo: verdammt gutes Songwriting. Schon der Opener „Power“ (Macht als zentrale Frage, klaro) erzählt von einem Gegenüber, das einen Witz reißt und dabei nicht recht checkt, wie verletzend der ist.
In „Get Back“ erinnert sich Jodi an „big plans just to find yourself camped in a parking lot”. Wohlgemerkt Camp, mit dem sich niemand besser auskennt als die große bisexuelle Intellektuelle Susan Sontag. Jedenfalls hatte Jodi davon geträumt, mit einem neuen Mann zu schwimmen, doch der Traum wird unterbrochen durch Cops, die an die Fensterscheibe klopfen. Menno! Für „Water“ leiht Jodi ein paar Akkordwechsel aus Elton Johns „Your Song“, richtig so! Spannende Debüt-LP.