John Lennon
MIND GAMES – THE ULTIMATE COLLECTION
Universal (VÖ: 12.7.)
Zu viel des gar nicht mal so Guten: Lennons mediokres viertes Rock-Pop-Album als Tetris-Klotz.
1973 steht John Lennon vor einem Yoko-Ono-Gebirgszug am Scheideweg. Um sich vermeintlich vom berghohen Einfluss seiner Ehefrau zu lösen, rettet sich Ex-Beatle John für ein 18-monatiges Lost Weekend in die Arme seiner persönlichen Assistentin May Pang – sowohl auf Geheiß Onos hin, als auch gegen den Willen Pangs. Im Vorjahr war er mit der Agitprop-Attacke SOMETIME IN NEW YORK CITY krachend gescheitert.
Mit der Lektüre des New-Age-Buchs „Mind Games: The Guide To Inner Space“ wollte er sich anschließend selbst den Wind aus den Segeln nehmen und ließ sich davon zum fast gleichnamigen Titelstück seines nächsten Albums inspirieren. Nach einem herzergreifenden Start verliert sich der Song allerdings in einer gefühlten Endlosschleife und eröffnet ein, wenn überhaupt, kurioses, mehrheitlich aber vergessenswertes Album. Immerhin jubelt uns der Schelm den Begriff „tight ass“ (Deutsch: Geizhals) in der ansonsten formelhaften Rockabilly-Nummer „Tight A$“ unter und schmuggelt die Empfehlung „Fuck a pig!“ in beschleunigter und rückwärts abgespielter Form in den mauen Boogie-Closer „Meat City“.
Power to the people!
Dazwischen moralisierende Banalitäten wie „Only People“, der stumme Dreisekünder „Nutopian International Anthem“ über Lennons fiktive Mikronation Nutopia, das „Sexy Sadie“-Recycling „Out Of The Blue“ und die Entschuldigungen an Ono, „Aisumasen (I’m Sorry)“ und „I Know (I Know)“. Lennon selbst kritisierte die Platte im Nachhinein als visions- und energielos, den letztgenannten Song gar als „ein Stück Nichts“.
Für Liebhaber:innen dieser allgemein wenig geliebten – zugegeben toll von Lennon zum ersten Mal im Alleingang produzierten – Platte erscheint sie nun erneut als Doppelalbum, aber auch als gewaltiges Boxset mit acht Discs voller Outtakes und Raw-Studio-Mixes – UND als Plexiglasreproduktion von Onos 1966er-Kunstwerk „Danger Box“ in Form eines 13-Zoll-Würfels, inkl. neun ineinander verschränkter Einzelboxen für 1.550 Euro. Überlassen wir es den Fans, die richtige Kaufentscheidung zu treffen. Power to the people!
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