John Southworth
Small Town Water Tower
Tin Angel/Indigo
Der kanadische Singer/Songwriter entwickelt sich zu einem Rufus Wainwright mit hintergründigem Humor.
Nahezu zwei Jahrzehnte hat es gedauert, dann nahm die Welt John Southworth endlich zur Kenntnis. Dem internationalen Durchbruch NIAGARA lässt der Kanadier nun, zwei Jahre später, SMALL TOWN WATER TOWER folgen – und damit einen weiteren Richtungswechsel in einer in Schlangenlinien verlaufenden Karriere. NIAGARA war schon vom Umfang her mit seinen 20 Songs, aufgeteilt auf eine amerikanische und eine kanadische Seite, ein Singer/Songwriter-Opus-Magnum ohne große Eruptionen, aber mit einer gleichbleibenden, sanft hingetupften Stimmung voller Referenzen an Jazz und Soft Rock. Der Nachfolger ist kürzer, aber dafür vielfältiger und dramatischer. Streicher, Bläser und wenige elektronische Beats verzieren die Songs, die mal luftige Ballade sind, mal sperriges Kunstlied. Nahezu jedes Stück entwickelt eine noch von NIAGARA unbekannte Theatralik, die einen hübschen Kontrast zum hintergründigen Humor der Texte bildet. Die sich verschnörkelt in die Höhe windende Melodieführung von „The Last Passenger Pigeon in Ohio“ erinnert an Rufus Wainwright, die ironische Ode an die „Ombudswoman“ dagegen eher an Ween. Den Raum zwischen diesen beiden Polen füllt Southworth souverän und unterhaltsam aus.