Judith Holofernes
Ein Leichtes Schwert
Därangdängdäng/Four Music/Sony Music (VÖ: 07.02.)
Nach dem Ende ihrer Auszeit beweist die Sängerin von Wir sind Helden auf ihrem Eltern-Pop-Album erstaunlich viel Selbstironie.
Es ist wohl nicht fair, Judith Holofernes erstes Solo-Album auf biografische Hintergründe abzuklopfen. Es ist aber wohl auch unvermeidlich. Zu offensichtlich war schon zu den Zeiten, als sie noch die Frontfrau der gerade pausierenden Wir sind Helden war, wie sie ihr Privatleben in ihren Texten verarbeitete. Nun, mit EIN LEICHTES SCHWERT, beendet sie ein wenig überraschend die Auszeit, die sie sich Anfang 2012 genommen hatte, und offenbart, wie das mit der großen Liebe weitergeht, selbst wenn man sie mit dem Schlagzeuger der eigenen Rockband findet: mit Kindern nämlich, mit Beziehungsarbeit und ganz viel Alltag.
Also träumt Judith Holofernes im Eröffnungssong „Nichtsnutz“ von einem Tag ohne Verpflichtungen, Aufgaben, Arbeit. In „Pechmarie“ kotzen Kinder zum fröhlichen Boogie-Rhythmus in die mütterlichen Schuhe. Und in der ersten Single-Auskopplung „Liebe Teil 2 – Jetzt erst recht“ geht es darum, wie der Nachwuchs ein Leben verändert, es geht um Schlafentzug und Kopfschmerzen, um die Abgründe der Elternschaft und die wenig glamourösen Folgen der Fortpflanzung: „Du bist müde. Ich sag: du mich auch“.
Dabei beweist Judith Holofernes über weite Strecken eine Selbstironie, die zu Helden-Zeiten immer mal wieder aufschien, nun aber vollständig ausgeprägt ist und sogar einen Klamauk-Song wie „John Irving“ möglich macht. Eine Tendenz, die auch musikalisch umgesetzt wird: Holofernes wird nie ihre kieksige Stimme loswerden, aber zeigt einen herrlich unernsten Umgang mit Blues, Weird-Folk und Schlock-Rock, baut auf schluffige Gitarren, müllige Synthesizer, fröhliches Handclapping und Gäste wie Tobias Jundt von Bonaparte. Die Auszeit hat Judith Holofernes gut getan.