Kasabian

48:13

Sony Music

Rave-Rock für Fortgeschrittene: Die Briten paaren den Spirit der frühen Neunziger mit explosiven Manifesten.

Kasabians Vorgänger-Alben zu toppen, ist ein schwieriges, wenn nicht unmögliches Unterfangen. Weil sie genau das richtige Verhältnis aus Genialität und Größenwahn aufweisen. Deshalb ist es Tom Meighan und Sergio Pizzorno auch nachzusehen, dass Studio-Epos Nummer fünf zumindest ein bisschen abfällt – wenngleich nur in Nuancen.

Denn der Titel – die Gesamtlaufzeit des Epos – ist gewohnt schelmisch und frech. Auch der konzeptuelle Ansatz entfernt sich kaum von dem, was man schon kennt: Eine Mischung aus Rock und Rave, hymnischen Melodien, tanzbaren, trockenen Beats, bekiffter Psychedelia und orgiastischem Chaos, verpackt in 13 Songs, von denen sich allerdings drei als Intro und Zwischenspiele erweisen. Ein Tribut an das Debüt von 2004, das dieser Tage zehnjähriges Jubiläum feiert.

Genau wie die Tatsache, dass sich 48:13 eine ganze Spur dreckiger erweist als seine Vorgänger, und wieder mehr den Madchester- und HipHop-Background der frühen Neunziger betont – Stone Roses, Happy Mondays, Public Enemy, N.W.A. Eine Rückkehr zu den Wurzeln, authentisch umgesetzt mit alten Moogs und Analogsynthesizern sowie trockenen Beats. Womit die Herren aus den englischen Midlands eine klare Botschaft propagieren. Nämlich das Tanzen und Ausflippen auf den Ruinen der westlichen Zivilisation. Motto: Möge die Welt untergehen – wir haben Spaß.

Was Meighan/ Pizzorno wieder einmal mit politischen Botschaften zum gesellschaftlichen Umsturz würzen. Motto: „I wanna open your eyes wide“ („Stevie“) oder „You rather die on your feet than live your life on your knees“ („Explodes“). Was 48:13 zum perfekten Soundtrack fürs Werfen von Molotow-Cocktails und Rumhüpfen auf Festivals macht. Übrigens mit den beiden besten Oasis–Songs („Treat“, „SPS“), die Onkel Noel nie geschrieben hat.