King Creosote
From Scotland With Love
Domino/GoodToGo
Kenny Andersons verwunschene Pop- Folk-Songs und sinfonische Soundbilder werden auf diesem Album zu einer Liebeserklärung an die Heimat.
„It’s easy to see why we live here, and it’s easy to see why we suceeded here, cause it’s not too many other bands.“ Das war ein Scherz, aber ein guter. Als Kenny Anderson 2009 ein Lied über seine Heimat, die schottische 360 000-Einwohner-Stadt Fife, und die Kollegen in den befreundeten Bands sang, musste er lachen (man kann das im Video hören und sehen, wo der Vollbartträger wie ein guter Geist in die Landschaftsbilder eingeblendet wird).
Es war dann doch eher ein kleines Wunder, dass die zwischen zwei Meeresarmen liegende Region im Südwesten Schottlands in den letzten Jahren so viele Musiker in die Popwelt ausspucken konnte: KT Tunstall, die Beta Band, James Yorkston und eben den Singer/Songwriter Kenny Anderson. Unter seinem Alias King Creosote veröffentlicht er seit 2005, auf einer sehr eigenen Spur traumwandelnd zwischen Folk, Pop und Elektronik (mit Jon Hopkins für das Mercury-Prize-nominierte Album DIAMOND MINE 2011).
FROM SCOTLAND WITH LOVE nimmt im reichen Werk Andersons eine Sonderstellung ein, die Songs entstanden für den gleichnamigen Film der Regisseurin Virginia Heath, der zu den Commonwealth-Spielen im Sommer erscheinen soll. King Creosote übernimmt mit seiner Musik so etwas wie die Erzählerrolle des komplett aus Archivmaterial komponierten Films, als Sänger und Gitarrist, als Dirigent eines Streicherensembles, als Botschafter für die Menschen seiner Heimat, deren Geschichte und Geschichten er in Liebe verbunden ist.
Das ist hörbar in den großen Chören und hymnischen Melodien, die sich aus den Folksongs fortstehlen („Miserable Strangers“, „One Floor Down“) und irgendwann himmelhoch über der Musik stehen. Oder den kleinen melancholischen Liedern mit kammermusikalischer Begleitung, in denen Anderson seine Klasse als sanfter Crooner so wundervoll ausspielen kann.
Man möchte diese Musik gar nicht mehr beiseite legen, so sehr nehmen einen die Songs mit in eine Welt, die voller verwunschener Ecken und überraschender Entdeckungen sein muss. Eine Heimatsaga auf sinfonischen Pfoten, erste Bilder sind schon in unseren Köpfen.