Kurt Vile
B’lieve I’m Goin Down
Matador/Beggars/Indigo VÖ: 25. September 2015
Gewohnt souverän: Auf seinem sechsten Album verpasst sich der Indie-Slacker aus Philadelphia einen dezenten Folk- und Country-Einschlag.
Nein, „abwärts“, wie es der Titel seines sechsten Albums befürchten lässt, geht es mit Kurt Vile noch lange nicht – schon gar nicht in musikalischer Hinsicht. Ganz im Gegenteil ist der Mann aus Philadelphia seit SMOKE RING FOR MY HALO (2011), das seine Abkehr vom Lo-Fi und gleichzeitig seinen Durchbruch markierte, auf einem künstlerischen Höhenflug unterwegs, dessen Ende kaum absehbar ist.
2013 ernannte der Bürgermeister seiner Heimatstadt den 28. August gar zum offiziellen Kurt-Vile-Tag. Auch den Liberty Bell Award, die höchste Auszeichnung Philadelphias, hat er schon eingesackt. B’LIEVE I’M GOIN DOWN kann man nun als sein vielleicht reifstes Werk in Sachen Songwriterkunst betrachten, als eine dezente Erweiterung jenes so durch und durch markanten Kurt-Vile-Sounds, den er mit den SMOKE RINGS etablierte. Da ist vor allem wieder diese vertraute, alles überstrahlende Lässigkeit, dieser zurückgelehnte Slacker-Habitus, der den zwölf – gewohnt extensiv angelegten – Stücken innewohnt.
War es auf dem Vorgänger, WAKIN ON A PRETTY DAZE, noch eine sphärisch-somnambule Form von Indierock, die das Klangbild dominierte, flirtet Vile auf B’LIEVE I’M GOIN DOWN nun ein wenig mit Country und Folk, gibt am Banjo (jenem Instrument, mit dem er als Teenager zu musizieren begann) den Outlaw („I’m An Outlaw“), übt sich fingerpickend in folkiger Reduktion und Introspektion (u. a. „All In A Daze Work“) und groovt vor allem immer wieder auf so unverschämt leichtfüßige und geschmeidige Weise, dass man sich schon fragen darf, woher dem Mann mit der Rapunzelmatte nur all diese großartigen Songs zufliegen. Pot? Meditation? Harte Arbeit? Egal, weiter so!