Kurt Vile
Wakin O A Pretty Day
Matador/Beggars/Indigo
Der Indie-Slacker aus Philadelphia betrachtet die Welt nicht mehr nur aus der schlafwandelnden Perspektive.
„I will promise not to smoke too much and I will promise not to party … too haaaard“, nuschelt er an einer Stelle halb angeregt. Solche Versprechen sind natürlich von vornherein zum Scheitern verurteilt, wenn Kurt Vile sie abgibt. Seine Musik hört sich nun mal so an, als sei er gerade erst von einer längeren Sause zurück und auf dem Sofa mit Rauchutensilien beschäftigt. Bei anderen Leuten klingt so die Nacht aus. Bei Vile beginnt da der Arbeitstag. Daran hat sich auch dieses Mal nichts geändert. Dennoch ist die Musik nicht dieselbe, die man schon von vier Alben des Philly-Slackers kennt. Früher war er meistens um Kompaktheit bemüht, aber dieses Mal beginnt und beschließt er den Reigen mit Songs, die sich zehn Minuten lang wie durch einen Tagtraum schleppen. Dazwischen ist Vile bemüht, Kontrastpunkte zu setzen. Durch „Was All Talk“ zieht sich ein Synthesizer-Beat, der ein ganz schönes Tempo vorgibt. In „Never Run Away“ ist eine Hookline versteckt, die diesen Song zu einem Hit im Vile-Programm machen könnte. „Shame Chamber“ (großartiger Titel!) endet mit wilden Schreien im Hintergrund. Wegen solcher Griffe ist man geneigt, an ein kleines Meisterwerk zu glauben.