La Roux

Trouble In Paradise

Polydor/Universal

Kein zackiges Dancen mehr mit Miss Jackson. Sie zeigt sich ungeahnt geschmeidig. Synthetischer 80s-Pop bleibt für La Roux aber das Maß aller Dinge.

Damit erst gar keine Missverständnisse entstehen, beginnt das zweite La-Roux-Album (mit „Uptight Downtown“) wie eine Duran-Duran-Platte ca. 1984: der trocken daherstolzierende Studio-Drum-Beat, umgehend von einem funky but not too funky Bass umgarnt, dann die hüfthoch-beckenseits angeschlagene Echo-E-Gitarre, die es durch feierliche Synthie-Stabs zu doppeln gilt. Oh rassige, glamouröse Künstlichkeit!

Nur ein wenig mehr Hall und Bumms könnte die Sache vertragen, fragte man Simon Le Bumm. Fünf Jahre sind vergangen seit dem Debüt einer der vielversprechendsten Synthie-Pop-Wiedergeburten dieses Jahrtausends. Von ihrem künstlerischen Partner Ben Langmaid hat sich Elly Jackson in der Zwischenzeit getrennt (wenn auch in den meisten Songwriter-Credits noch sein Name steht).

Und doch bleibt der synthetische 80s-Pop mit Abstand ihre wichtigste Bezugsgröße. Nur eben: Es gibt jetzt Gitarren bei La Roux. Sogar recht viele davon, allerdings sind sie von dem, was sich Jack White darunter vorstellt, so weit entfernt wie ein DX7-Synthesizer von einer Kirchenorgel. Und ein Saxofonsolo gibt es auch. Die ganze Platte wirkt, als wäre La Roux ihren Vorbildern von damals wie den Eurythmics, Heaven 17 oder Depeche Mode einfach weiter gefolgt, als die sich darum bemühten, ihren anfangs vor allem kühn und kühl wirkenden Pop-Entwürfen mehr Atmosphäre und Tiefe zu verleihen.

Mit Soul und Funkyness vor allem. Der größte Unterschied zum Debüt aber – man braucht ein bisschen, bis man es merkt, weil der Mensch kein Schmerzgedächtnis hat – liegt darin, dass Elly Jackson nicht mehr in den Heulbojen-Modus schaltet, der gerade bei ihren Hits „In For The Kill“ oder „Bulletproof“ schnell trennte zwischen denen, die zackig dancten und denen, die tränend zuckten.

Der angespannten, in Abwehrhaltung fast resolut wirkenden ist eine laid back Elly gewichen, mit einer nuancierteren, sinnlicheren Stimme. Dass wir uns nicht missverstehen: Das eine ist nicht grundsätzlich besser als das andere und schon gar nicht „weiblicher“. Es scheint nur, als erfreut sich die entspanntere Elly Jackson einer größeren Freiheit darin, sich künstlerisch auszudrücken. Was sie als Texterin allerdings nicht gleich frei macht von ihren fundamentalen Ängsten und Sehnsüchten, die sie so freimütig formuliert – besonders anrührend in „Let Me Down Gently“ („Turn me into someone good, that’s what I really need“) –, dass sich die Frage, wie viele Popsongbetexter das vielleicht schon sehr ähnlich getan haben, nicht stellt.

Zumindest nicht denen, in denen sich diese Popsongs warm und wonnig ausbreiten. Einer wie „Kiss And Not Tell“ zum Beispiel, der in seiner Italodisco-Vergnügtheit fast schon ausgelassen zu nennen ist. Bevor wir hier aber noch weiter aufzählen, man kann es auch kurz machen: Hits sind das alles.