Laibach
OPUS DEI
Mute/Rough Trade (VÖ: 10.5.)
Aus Partyrock mach Provo-Avantgarde: Laibachs größter Streich.
Die Postmoderne hat heute einen üblen Ruf, mal gilt sie mit ihrem „Anything goes“-Mantra als Begründerin des nihilistischen Neokapitalismus, mal als schwachsinnige, weil heillos optimistische Utopie übermütiger Soziologen. Mitte der Achtzigerjahre war das noch anders, da gaben ihre Ideen der Kunst die Möglichkeit, Vergangenheit und Zukunft neu zu bewerten. Ein Stilmittel: die komplette Neukontextualisierung von Sprache, Symbolen und Musik.
AmazonBeispiel Laibach: Die slowenische Band benannte sich nach dem in Jugoslawien politisch unerwünschten alten deutschen Namen von Ljubljana und entwickelte eine Kunst, die provozierte, weil sie mutmaßlich belastetes Material mit Hilfe des Pop hemmungslos neu auflud. In Jugoslawien wurden Teile der Arbeit verboten, auf deutschen Schulhöfen ihre Platten nur mit Vorsicht getauscht, verbunden mit der Frage, sind die rechts, meinen die das ernst?
Rammstein haben hier alles und nichts geklaut
OPUS DEI ist das dritte Werk der Band und zugleich die Platte, die der Band globale Bedeutung gab. Der Coup des Albums sind die zwei Versionen von „Life Is Live“, dem damals omnipräsenten Hit der österreichischen Skihüttenkönige Opus. Aus der banalen Partynummer zimmerten sie Wagner-Industrial, befeuert von den über-deutschen Vocals von Sänger Milan Fras. OPUS DEI bietet das Cover in einer deutschen und einer englischen Version, „Geburt einer Nation“ basiert auf „One Vision“ von Queen.
Rammstein haben hier alles und nichts geklaut: den Sound komplett, die künstlerische Innovation haben sie leider links liegen gelassen. Nun erscheint OPUS DEI noch einmal neu, als LP oder Doppel-CD mit alternativen und Live-Versionen, die belegen, mit wie viel Wucht und Chuzpe Laibach ihre radikale Kunst auf die Bühne brachten.
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