Lary
STEREO NOIR
Supow Music/Universal (VÖ: 10.5.)
Männer sind Schweine: Je schlechter die Liebesbeziehung, desto besser der Soul-Pop.
Die Ärzte hatten recht, Männer sind Schweine. Kann man auch Lary fragen, die auf ihrem dritten Album STEREO NOIR, der Titel verspricht es, abtaucht in die dunklen Tiefen moderner Liebesbeziehungen. Der eine liebt „nur gebrochene Frauen“ („Einzelteil“), der andere ist „sich selber genug“ („Junge“), und ein weiterer ist mit so einer Zweierbeziehung halt überfordert ( „Für immer dein Jetzt“): Ein Panoptikum beziehungsunfähiger bis toxischer Männer, die zu verrauchten Jazz-Samples und modischen R’n’B-Beats auseinandergenommen werden.
Ein guter Mann ist immerhin Patrice. Der ist nicht nur Label-Chef von Lary, sondern singt mit der Wahlberlinerin, der schon vor zehn Jahren eine große Karriere prophezeit wurde, auch zusammen im Duett. „Sinn“ handelt ausnahmsweise mal von einer okayen Paarbeziehung, die aber vielleicht nur deshalb funktioniert, weil das Paar getrennt ist. Vom Beziehungsleid weiß Lary also sehr schlau, eloquent, elegant und voller Soul zu erzählen. Stimme und Soundeffekte umschlingen einander und stoßen sich ab wie die Liebenden in den Texten.
Kantiger, ungelenker wird es in „Krieger“, wo sie zusammen mit der Rapperin Ebow übers Private hinausblickt auf Krieg, Vertreibung und Flucht – aber mit solchen Themen tun sich ja auch Die Ärzte gern mal schwer. Aber abgesehen davon löst STEREO NOIR mit Verspätung ein, was Larys Debüt FUTURE DEUTSCHE WELLE von 2014 nur versprach: intelligenten Soul-Pop auf der Höhe der Zeit.
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