Laura Misch
SAMPLE THE EARTH
One Little Independent (VÖ: 7.6.)
Eine nach Moos duftende Neuinterpretation mit Kammermusik-Ensemble des Debüts der Londoner Saxofonistin.
Laura Mischs viel gepriesenes Debüt SAMPLE THE SKY, eine organisch knisternde Ode an die Natur, machte es Rezensent:innen nicht leicht. Stand die Londoner Saxofonistin mit einem Bein im Jazz und dem anderen in Folk, baumelte ihr linker Arm in Electronica und der rechte gar im Dream Pop? Die studierte Biomedizinerin hat dieses Album nun umgekrempelt und alles, was eine Steckdose erfordert, eliminiert.
Das erleichtert die Genrezuordnung allerdings nur bedingt. Mit einer Cellistin, einem Gitarristen und einer Harfenistin hat sie sich zwischen getrocknete Pflanzen gehockt und ihre Songs von 2023 live und akustisch neu aufgenommen, sie nennt sie nicht „re-recorded“, sondern „re-grown“. Die Platte sollte sich „wie der Wald anfühlen“. Das Ergebnis ist weniger Baumumarmungssonate, als eine Sammlung wunderschöner, aus der Zeit gefallener Kammermusik, die auch neben den Originalen eine Existenzberechtigung hat.
Mischs anmutiges, eher nach Oboe klingendes Saxofon gleicht die mitunter zu dominante Harfe aus: Statt den Hörer:innen funky-gute Laune ins Ohr zu pusten, heißt es sie ein bisschen schüchtern, aber immer freundlich willkommen. Der Versuch eines No-Filter-Schwesteralbums hätte leicht redundant oder bemüht klingen können. Aber Misch beweist sich als außergewöhnliche Ruhekünstlerin, die auch diese Challenge meistert: mit einem Album, das nach Moos duftet.
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