Lemonade :: Diver
Matador/Beggars/Indigo
Das früher chaotische New Yorker Trio schwenkt über zu melancholischem elektronischem Pop.
Soll man schon mit dem zweiten Album eine neue Richtung einschlagen oder soll man nicht? Lemonade finden, dass man soll. Sie hatten keine Bedenken, im frühen Stadium ihrer Karriere etwas Neues zu probieren. Schon wieder, um genau zu sein. Auf ihrem Debüt haben sie alles genommen, was ihnen gerade eingefallen war, und es am Ende wild durcheinandergeworfen. Mal traten sie so auf, als wollten sie auf einer DFA-Party eine gute Figur machen. Mal bereisten sie in Gedanken die Welt und landeten ausgerechnet beim Asian Underground. Es gab auch Stücke, die ordentlich in die Länge gingen. Jetzt wirkt das von Sänger Callan Clandenin angeführte Trio ungleich fokussierter und zurückhaltender. Lemonade machen jetzt melancholische elektronische Popmusik mit 80er-Jahre-Einschlag und Chill-out-Momenten. Man erkennt Parallelen zu Hurts und den Australiern von Cut Copy – auch zu den frühen Tears For Fears und China Crisis, wenn man weiter in der Geschichte zurückgeht. Es ist frappierend, wie sehr die vorher so wuseligen New Yorker darauf insistieren. Hundertprozentig gut sind sie damit nicht beraten, in der zweiten Hälfte des Albums zieht sich alles doch etwas hin. Aber der positive Eindruck überwiegt. „Ice Water“ ist ein Song, der sich aufdrängt. In „Eye Drops“ schauen Lemonade zum Dubstep herüber, an anderen Stellen sorgen Klänge aus dem tropisch-exotischen Reservoir für Spannung. Unter dem Strich kann man der Band zu ihrem Wagemut nur gratulieren.
Key Tracks: „Neptune“, „Ice Water“, „Big Changes“
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