Liam Gallagher
Why Me? Why Not.
Warner (20.09.2019)
Jetzt mit Profi-Unterstützung: beachtliche Post-Oasis-Songs, grandios gesungen.
Liam Gallagher ist ab jetzt ein Sänger, der sich beim Songwriting helfen lässt. Wobei ein Vollprofi wie Andrew Wyatt nicht nur ein wenig an den Bridges schraubt, sondern Lieder schreibt, wie andere Häuser bauen: akribisch, durchgeplant, passgenau.
Wyatt (spätestens seit seiner Arbeit für Lady Gagas und Bradley Coopers „Shallow“ ein großer Name in der Szene) hatte Liam Gallagher auch schon bei dessen Solodebüt AS YOU WERE geholfen; nun hat er Credits bei neun der elf Songs. Sein Ansatz: Songs für Liam zu schreiben, die so geschickt an Oasis erinnern, dass der große Bruder Noel zwar ins Kissen beißt, die vielen alten und paar neuen Liam-Fans aber nicht statt zu WHY ME? WHY NOT. zum nächstbesten Oasis-Album greifen.
Die Vorabsingle „Shockwave“ besitzt mit ihren kalten, klaren The-Who-Gitarren und der Mundharmonika genügend Stolz zur Eigenständigkeit, „One Of Us“ ist der beste The-Verve-Song seit URBAN HYMNS, „Once“ eine grandiose Gesangsleistung und ein radiofreundlicher Abgesang auf eine früher mal beseelte Beziehung. Liam macht hier, was er am besten kann: Jemanden abservieren und dabei gleichzeitig überheblich und wehmütig klingen. Und Robbie Williams hört am Radio zu und ist unglaublich neidisch. Beim Boogie-Woogie „Halo“ kratzt und röchelt Gallagher stellenweise wie Tom Waits, „The River“ ist eine dieser brachialen Psychpopsongs, von denen Noel glaubt, nur er könne sie seinem jüngeren Bruder zuschustern.
Der große Bruder hat sich geirrt.
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