Lianne La Havas
Lianne La Havas
Warner (VÖ: 17.7.)
Soul zwischen sicheren Nummern und gelungenen Experimenten.
Es wäre für Lianne La Havas eine Option gewesen, weiter in Richtung Dienstleistungssoul zu gehen. Einen Eindruck davon, wie das klingt, zeigt eine Live-Aufnahme ihrer Single „Bittersweet“, begleitet wird sie vom Symphonieorchester der BBC, alles sitzt perfekt, die Stimme lässt sich von den Streichern tragen, in der Vorankündigung zum Konzert in der Elbphilharmonie hätte jemand was von „Gänsehaut pur“ geschrieben.
AmazonDoch La Havas will es anders. Ein wichtiger Impuls für die Widerspenstigkeit war ihr 30. Geburtstag, ein Anlass, darüber nachzudenken, was man wirklich will. Für Lianne La Havas ist das zum Beispiel: Radiohead covern. Schon vor sieben Jahren hatte sie mit ihrer damaligen Band „Weird Fishes“ auf dem Glastonbury-Festival gespielt, die Resonanz war fantastisch. Nun hat sie das Stück auch aufgenommen – und es klingt erneut großartig. Kurz täuscht der Drummer den Beat des Originals an, dann finden La Havas und Band ihren eigenen Rhythmus.
Fast sechs Minuten dauert der Spaß, sogar noch etwas länger läuft „Sour Flower“, das als verwunschenes Folk-Stück beginnt und über einen starken Soul-Chorus in eine instrumentale Coda mündet, gleichermaßen beeinflusst von Breakbeat und Krautrock. Man spürt, wie viel Freude Lianne La Havas an diesen Experimenten hat. Und zu sehr ins Risiko geht sie damit auch nicht: Die klassischen Soul-Stücke wie „Paper Thin“ oder „Please Don’t Make Me Cry“ funktionieren so zuverlässig, dass die Elphi eine Option bleibt.