Locas In Love :: Lemming
Staatsakt/Rough Trade
Die Kölner Grummelhit-Maschine läuft wie geschmiert: Locas In Love zeigen, dass sie nach wie vor zu den besten Indie-Bands Deutschlands gehören.
Der Lemming an sich ist ein Opfer seiner medialen Darstellung. Die gemeinhin vertretene Ansicht, diese gar nicht unputzigen Tierchen würden sich massenweise von irgendwelchen Klippen stürzen, ist nichts weiter als eine von Walt Disney am Dreh des Dokumentarfilms „Die Wüste lebt“ (1953) mittels fieser Tricksereien in die Welt gesetzte Räuberpistole. Diese Geschichte wird auf dem gleichnamigen Album von Locas In Love nicht unmittelbar thematisiert, sie passt aber ganz gut dazu, weil die Band um Stefanie Schrank und Björn Sonnenberg auch auf ihrem vierten Album den Dingen, denen man sich sicher ist, unerhört kluge Fragen anfügt. Im Mittelpunkt der elf neuen Songs von Locas In Love steht dabei die Auseinandersetzung mit der Liebe an sich. Ein sehr persönliches Themengebiet, das von der Kölner Band von jeder romantischen Zwangsjacke befreit wird. Angeteasert werden in Songs wie „An den falschen Orten“ und „Una Questa“ eher die Zweifel, die der gesellschaftliche Konsens für gewöhnlich totschweigt. All das passiert nicht ohne Witz, vor allem aber nicht ohne ein textliches Referenzfeld, das sich von Reinhard Mey über Alice Cooper bis hin zu den Beatles zieht. Das ist ein sehr guter Move, der von Locas In Love musikalisch erwartet hochwertig umgesetzt wird: Unter der Ägide von Paul Savage entstand ein Gesamtklang, dem man dessen sonstige Arbeiten mit Mogwai und den Delgados durchaus anhört, der aber auch in Richtung melodiöse Westcoast-Gitarre blinzelt. Lemming ist eine runde Sache geworden, die nicht grundlos bei den Bescheidwissern von Staatsakt veröffentlicht wird.
Key Tracks: „Lemming“, „Una Questa“, „An den falschen Orten“
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