London Grammar
Californian Soil
Universal (VÖ: 16.4.)
Sanft hingetupfter Melodrama-Pop, der Wucht entwickelt.
Die amerikanische Platte, wie der Titel es andeutet, ist das dritte London-Grammar-Album, eher in einem programmatischen als in einem inhaltlichen oder gar musikalischen Sinne, entstand es doch unter dem Eindruck zweierlei grundunterschiedlicher Dinge: Zunächst einmal sind da die Reiseabenteuer, die Sängerin und Songwriterin Hannah Reid ohne die Band nie erlebt hätte – Amerika sah sie konkret erst auf Konzertreisen. Aber auch die Trump- Jahre spielten eine Rolle, sagt die Gruppe selbst.
AmazonEin politisches Album ist CALIFORNIA SOIL dennoch nicht geworden, wohl aber eines, das an verschiedenen Stellen gesellschaftlich tradierte Geschlechterverhältnisse auslotet. Das geschieht auf deftig-verzweifelte Art und Weise („Lord It’s A Feeling“), aber auch auf sehr reflektierte („Call Your Friends“). Man muss freilich genau hinhören, um diese Botschaften zu erkennen, denn das musikalische Gewand der Songs schafft nach wie vor jene ungefähren Klanglandschaften, denen das Trio aus Nottingham seit jeher zugetan ist, und die aus dem Dream Pop ebenso schöpfen wie aus den Chillout-Sounds der Balearen und der Spätneunziger-Elektronik der Beth-Orton-Schule.
Sie ordnen sich nie dem Gesagten unter, sondern legen im Gegenteil freudvoll Flächen aus, die die Songs bisweilen zu Tracks werden lassen. Manchmal versanden die dann, aber das geht schon in Ordnung, denn an anderer Stelle braucht die Band nicht viel, um glücklich zu sein: „Oh My Love“ besteht über weite Strecken aus einem E-Piano und Hannahs Stimme. Die ist auf dieser Platte ohnehin als Persona präsenter denn je. Schön.