London Grammar

If You Wait

Island/Universal

Ein Trio mit Hang zu melancholischer Popmusik, das nicht aus London, sondern aus Nottingham kommt.

Ladies first? In der Tat. Es ist nahezu unmöglich, die Rezension über dieses Album ohne die Erwähnung von Sängerin Hannah Reid zu beginnen. Die neuen britischen Popstars gehören ja fast nur noch dem weiblichen Geschlecht an, wie man weiß. Das muss aber auch so sein, wenn man eine Stimme wie Reid hat, die sich mit gigantischer Spannbreite über die Musik legen kann.

Man darf mit Fug und Recht an Florence denken, wenn man ihr zuhört. Es ist eine durchdringende Stimme, in der auch viel Drama steckt. Im Vergleich dazu fallen Dot Major und Dan Rothman, die beiden Geleit gebenden Herren, merklich ab. Wenn sie Dancebeats aus der 90er-Jahre-Schmiede poltern lassen und einen an „Unfinished Sympathy“ erinnernden Streichersatz einfügen, ist das für sie schon ein spektakulärer Vorgang.

Sonst nehmen sie sich zurück. Pianolaute, zurückhaltend gespielte Gitarrenakkorde, Kleinkram. Nichts, was der Erwähnung wirklich wert ist. Das ist schon ein Problem. Eine Band ist keine Band, wenn nur eine Person den Charakter prägt. Das weiß Reid auch. „My instinct tells me I should walk this path alone“, singt sie in „Flickers“. Ja, irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem sie diesem Instinkt traut und den Abwanderungsgelüsten nachgibt.