Lorde
Melodrama
Großer, kluger Pop für das Hier und Jetzt.
Vier Jahre sind seit PURE HEROINE vergangen, das ist im Popgeschäft nicht nur eine kleine Ewigkeit, niemand hätte sich in den 80er-Jahren eine so lange Pause leisten dürfen. Heute ist das okay, keiner hetzt Lorde, zu wertvoll ist sie als globale Pop-Marke, die Qualität und Massenappeal zusammenbringt wie sonst nur Real Madrid. Die neuen Lieder hat die heute immer noch erst 20-Jährige in Neuseeland geschrieben, das Album entstand dann bei Jack Antonoff in New York, früher bei fun., jetzt als Bleachers bekannt.
Gemeinsam entwickelten sie für MELODRAMA einen neuen Lorde-Sound: Flächen, die auf dem Debüt leer waren, sind gefüllt, es gibt synthetische Bläser und das Grande Piano, die Stimme wird gedoppelt, der Puls der Beats ist niemals hektisch, aber doch eine Spur schneller: Lorde nimmt Fahrt auf. „Supercut“ lässt sich Beat auf Beat mit der neuen Arcade Fire mischen. „Homemade Dynamite“ gibt dem Album sein Thema: „Our rules, our dreams, we’re blind. Blowing shit up with homemade dynamite“ – ein Stück über zufällige Bekanntschaften, die den gemeinsamen Nenner dieser Generation finden. Es fehlen die Sicherheiten und der politische Wille zum Umbruch, aber der Sinn fürs supergeschmackvolle Melodrama ist vorhanden, das zeigt auch „The Louvre“, neben der Vorabsingle „Green Light“ das stärkste Stück: Das Museum als Erlebnisraum, eine Kunst für sich.