Louis Cole
Time
Brainfeeder/Rough Trade
L.A. Cool: Der Bedroom-Produzent und Thundercat-Kumpel macht ironischen Laptop-Funk.
Wer die Musik von Louis Cole von Grund auf verstehen will, der schaut sich am besten eines seiner witzigen Videos an: die sind wie seine Musik sehr DIY, dabei immer wunderbar selbstironisch, weird und freigeistig. Da gibt es etwa den Clip zur Leadsingle „When You’re Ugly“ feat. Genevieve Artadi, in dem Cole als schlaksiger Hipster-Zombie durch ein Industriegebiet in Los Angeles tänzelt, begleitet von einer amüsanten Bande in Freak-Kostümierungen: Monster-Zahnspangen-Girls, vierarmige Tänzer, Schrumpelköpfe. Dazu singt Cole seine funky Hymne an die Hässlichen: „When you’re ugly, no one wants to talk to you.
Here is something you can do, called: Fuck the world and be real cool.“ TIME ist bereits das dritte Album des Sängers und Bedroom-Produzenten, der seit einiger Zeit im Umfeld von Flying Lotus’ Brainfeeder-Label herumschwirrt: Er half Thundercat bei DRUNK (u.a. bei „Bus In The Streets“). Der Meister des sechsaitigen Basses revanchiert sich dafür mit dem gemeinsamen Song „Tunnels In The Air“, eine sanfte Funknummer, in der eine Keyboard-Melodie funkelt wie Sonnenlicht auf dem Meer. Weitere Gäste: die experimentelle Komponistin Genevieve Artadi, Jazz-Pianist Brad Mehldau und ein 23-köpfiges College-Streichorchester.
TIME ist eine schöne Mischung aus lässigem Elektrofunk, trashigen Atari-Melodien, weich dahinschaukelnden R’n’B-Balladen und vielen Lebensweisheiten-Hooks. Immer mal wieder fegt aber auch eine Spur des (gerade in der Musikszene von L.A. wieder hip gemachten) Jazz durch die Songs: Manchmal nur angedeutet in Drum-Rhythmen („Trying Not To Die“), mal viel offensiver wie in „Real Life“, das in einer irren Bridge einen 80s-Basslauf mit furiosem Jazzpiano-Solo vereint. Immer aber ist der Jazz in Coles Songs als Grundgedanke anwesend: als Freiheit Musik aus dem Moment heraus zu machen, aus spontanen, kleinen Ideen, aus dem Jetzt.