Lucius
Good Grief
PIAS/Rough Trade
Die von zwei New Yorker Sängerinnen angeführte Indie-Pop-Band gibt sich im zweiten Anlauf zu ambitioniert.
„I had a dream where you were standing there with a gun up to my head“, erzählen Jess Wolfe und Holly Laessig. Der Song dazu heißt „Madness“. Dieses dramatische Szenario beschreibt bereits die Zustände, auf die man dieses Mal gefasst sein muss. Im Vergleich zum formidablen Debüt WILDEWOMAN geht es bei den Damen dieses Mal drunter und drüber. Leider nicht in einer Art und Weise, die Freude macht.
In „Something About You“ stampft der Beat im Zusammenspiel mit einem schreienden Funk-Rock-Vibe, die Stimme baut sich wie bei Taylor Dayne oder Belinda Carlisle auf und dann wäre da zu allem Überfluss auch noch ein derbes Gitarrensolo. Aus heiterem Himmel hat man den Eindruck, dass wir per Zeitmaschine in den späten 80ern gelandet sind. Als ob das nicht schon absurd genug wäre, folgt mit „What We Have (To Change)“ ein wahrer Country-Rock-Orkan. „Almost Makes Me Wish For Rain“ erinnert dagegen ohne Umschweife an die Phase, als Paula Abdul einen Hit-Lauf hatte.
In „Gone Insane“ kommt es tatsächlich zu einem Tobsuchtsanfall. Endgültig resümiert man, dass Songs, die unter dem Einfluss von Tourneestress entstehen, nie ein guter Einfall sind. Linderung verschafft immerhin „Truce“, in dem Wolf und Laessig zurückhaltender auftreten und sich die Einflüsse von Soul und Tame Impala bemerkbar machen. So lässt sich das viel besser als in den Momenten aushalten, in denen Lucius mit Gewalt die Teenager in sich heraushängen lassen.