Lykke Li 

So Sad So Sexy 

RCA/Sony 

Note 1 in „Gegenwartspop“ für diesen schicken, minimalistischen R’n’B-Elektro-Pop-Entwurf. 

Wenn du drei Alben voll der schönsten, dunkelsten Leidenslieder aufnimmst, Songs zum Nachts-im-Hauseingang-Knutschen oder einfach zum Nachts-Alleinsein, gar Zeilen wie „I’m your prostitute, come and get some“ ins Indie-Radio schummelst, und dich immer noch die halbe Welt für einen dudeligen Sonnenschein-Remix kennt, dann ist das: mindestens schade, wenn nicht ein wenig tragisch.

Denn so ziemlich alles, was die als äußerst schüchtern geltende Lykke Li in den letzten zehn Jahren veröffentlichte, hat einen anderen Tenor als die Sommerhit-Version ihres Songs „I Follow Rivers“, die einst der live während seines Knöpfchendrehens tatsächlich Zauberkunststücke vorführende belgische House-DJ The Magician zusammenbastelte. Bedenkt man, wie missverstanden sich die eigensinnige Schwedin als Weirdo-It-Girl der Massen gefühlt haben muss, ist es überraschend, wie geschmeidig sich SO SAD SO SEXY, ihre neue, (hoffentlich!) selbstiro­nisch betitelte Platte, so ziemlich allen Trends anpasst.

Allein die Helferliste liest sich wie das „Who is who“ des Gegenwartspop: Ex-Vampire-Weekend-Mitglied Rostam ist ebenso dabei wie Malay, der schon Frank Ocean produzierte, und Ilsey Juber, Komponistin für Beyoncé und Dua Lipa. Nun regiert bei Lykke Li die Laptopschein-Melancholie: Elektronischer Pop und Minimal-R’n’B mit soften Trap-Beats und Rap-Features haben den herrlich versehrt und lebendig klingenden Indie-Pop-Avantgarde-Folk früherer Alben komplett ersetzt. Ein Sound, der Lykke Lis Stimme exponiert, zugleich aber um ihren unerklärlich wehmütigen Nachhall bringt. Auch das ist mindestens schade – wenn nicht gar ein Verlust. 

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