Mädness

Mäd Löve

Mädness/Groove Attack (VÖ: 16.4.)

Der Deutschrap-Ansatz von Marco Döll kippt endgültig von der Ironie ins Spöttische.

Wenn man MÄD LÖVE so hört, das neue Album von Marco Döll alias Mädness, dann kann man bisweilen, nicht nur wegen der vielen Umlaute, auf den Gedanken kommen, dass man Rap nur noch ernst nehmen kann, wenn er selbst deutlich markiert, dass er sich selbst nicht mehr allzu ernst nimmt.

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Keine Angst, das klingt nur halb so paradox wie beispielsweise „Was hab ich getan?“. In dem singt eine Frauenstimme im Hintergrund so übertrieben intoniert und über die Maßen verrauscht ständig „Oh Darling, Oh Baby“, als stammte das Sample nicht nur einfach von einer in Ehren verkratzten Flohmarkt-Platte, sondern als wäre da noch einer absichtlich vier, fünf Mal mit dem Panzer übers Vinyl gerattert. Soll meinen: Diese Karikatur eines klassischen Rap-Samples erinnert recht ironisch an die gute alte Zeit, als man nur Papas Jazzsammlung plündern musste, um cool zu sein.

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Diese Distanzierung, die auf dem letzten Mädness-Album OG (2019) noch eine eher ironische war, kippt nun bis ins Spöttische. Indem der Wahlberliner das heilige HipHop-Referenzsystem durch den Kakao zieht, fällt es ihm leichter, alle Deutschrap-Konventionen, die halt doch immer noch eine gewisse abgeklärte Männlichkeit und Fickt-euch-Haltung vorsehen, endgültig fahren zu lassen.

Tatsächlich übertreibt Mädness nur ein bisschen

Tatsächlich übertreibt Mädness nur ein bisschen, wenn er behauptet, sein ewiges Infragestellen „grenzt oft an Selbstgeiselung“. Bei
ihm geht es zwar auch um Drogenmissbrauch, aber halt auch um den Entzug. Es geht um Depressionen und die, die immer doof fragen, wie es einem geht. Es geht um Frauen, aber eben auch um die „Angst vor Gefühlen“.

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Ja, tatsächlich: Mädness ist vielleicht nicht der einzige deutsche Rapper, der in einem Song wie „Es tut gar nicht mehr weh“ differenziert und einfühlsam das Ende einer Beziehung beschreiben kann, ohne akute Fremdscham auszulösen. Aber er ist garantiert der erste Deutschrapper, dem dazu einfällt, dass man erst mal wieder lernen muss, für sich allein zu kochen. Echt kräzee.

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