Maps & Atlases :: Perch Patchwork

Fatcat/Rough Trade

Komplexer Kammerpop: Der lange Anlauf dieser angehenden Kritikerlieblinge hat sich gelohnt. Machen wir sie doch zu Publikumslieblingen!

Diese bereits vor über sechs Jahren in Post Rock City Chicago gegründeten Band hat sich zuerst einmal mit dem grundliegenden Studium des sogenannten (und gerade anfangs auch ziemlich barschen) Math Rock befasst und dies auf vier EPs dokumentiert, die höchstens jenen unter deinen Freunden bekannt sind, die ihrerseits kaum einer kennt. Weil sie derartige Nerds sind, den halben Tag dicke Vinylscheiben in Siebdruckmänteln aus Übersee bestellen und die restliche Zeit anderen introvertierten Wunderlichkeiten nachgehen. Dem späten Debütalbum von Maps & Atlases merkt man die Vorbildung der Band deutlich an. perch patchwork ist das Werk von Musikern, die sich nicht nachsagen lassen wollen, sie würden Klischees bedienen. Der denkende und reflektierende Mensch in Pop und Rock muss sich heutzutage ja auch so einiges einfallen lassen, um da irgendwie ohne Erklärungsnotstand sich selbst gegenüber durchzukommen. Und das tut dieses Quartett dann auch. Die vier überschlagen sich fast in ihrem Gestaltungswillen und ihrer Ideenvielfalt, und die rhythmisch komplexen, außerordentlich lebendingen und dynamischen, wie für ein mindestens zwölfköpfiges Kammerpop-Ensemble arrangierten Kompositionen scheinen sich manchmal auch gerade noch so auf ihren Beinen halten zu können, so zieht und zupft und zuckt es von allen Seiten. Doch Maps & Atlases wollen – und das ist die wichtigste unter all den guten Nachrichten hier – bei aller Konzentration auf die Kunstfertigkeit und dem Willen zum Unkonventionellen nicht gegen irgendwelche Widerstände anmusizieren, sondern mit der Kraft ihrer Musik und Melodien strahlen. Und diese Kraft ziehen sie aus dem Folk und dem Blues, bis hin zu seinen afrikanischen Wurzeln. Und immer wieder fallen sie dabei auch wieder dahin zurück, wo diese Musik ihren Ursprung hat – im Musizieren für sich und die musizierenden Freunde allein. Dann erschallt ihr Gesang mehrstimmig wie im Sitzkreis zur Selbsthyponose vorgetragen – und sonst kaum ein Instrument. Allen voran Dave Davisons Stimme, die auf pitchfork media nicht von ungefähr als „froggy baritone“ bezeichnet wurde. Aber es ist der Frosch, der uns wachküsst und nicht umgekehrt. Oder wenigstens die unter uns, die von Bands wie Iron & Wine, TV On The Radio oder Grizzly Bear noch lange nicht genug haben. Weil sie und nun eben auch Maps & Atlases einen Weg aus dieser Ödnis der halbgaren Trends und des ewigen Recyclings weisen könnten. Weil es etwas in ihrer Musik gibt, das viel zu groß ist für iTunes-Playlisten und zwei, drei weltkluge Sätze in deinem Lieblingsblog. Wir sprechen uns mit perch patchwork unterm Arm bei der Wahl zu den „Platten des Jahres“ wieder!

www.mapsandatlases.org