Mark Lanegan
Straight Songs Of Sorrow
PIAS/Heavenly/Rough Trade (VÖ: 8.5.)
Der große alte Schmerzensmann des Alternative Rock wühlt tief in der eigenen Biografie.
Man kann Mark Lanegans eben erschienene Autobiografie „Sing Backwards And Weep“ lesen. Vielleicht sollte man sogar. Man muss aber nicht. Man kann auch STRAIGHT SONGS OF SORROW hören, das – wenn man so will – Album zum Buch. Die Songs, so sagt es der grimmige alte Mann des US-amerikanischen Alternative Rock, seien ihm während des Schreibens seiner Lebenserinnerungen quasi zugeflogen.
AmazonFolgerichtig ist auch das Album eine Art Bildungsroman oder doch wenigstens eine Coming-of-Age-Geschichte. Es geht um Kindheitserinnerungen und Wachstumsschmerzen, um verflossene Lieben und beinahe vergessene Erinnerungen, um Traumata, Verletzungen und natürlich ganz oft um alle möglichen Rauschgifte, nicht nur im Song „Ketamine“ – ausgerechnet die einzige Droge, die Mark Lanegan selbst noch nicht ausprobiert haben soll. Das ist dann wohl seine Art von Humor.
Grundsätzlich aber geht es – dem Sujet und dem dunklen Bariton des Künstlers angemessen – eher gedeckt auf dem Album zu. Ob Folk-Ballade („Apples From A Tree“) oder Electronica („Internal Hourglass Discussion“), Wüsten-Soul („At Zero Below“ mit Greg Dulli und der Geige von Nick-Cave-Intimus Warren Ellis) oder Nancy-and-Lee-Duett (das wundervolle „This Game Of Love“ mit seiner Gattin Shelley Brien): Der Staub der Vergangenheit liegt schwer auf diesen Liedern. Lanegan wühlte schon immer in seinem Inneren, bis es weh tat. So schmerzhaft aber war es noch nie.