Mass Gothic
Mass Gothic
Sub Pop/Cargo
Musik nach dem Burn-out: Synthie-Indie-Rock mit hohem Freiheitsgrad.
Noel Heroux hat das Theater eines Tages nicht mehr mitmachen wollen. Seine Band Hooray For Earth zählte in der unglaublich heterogenen US-Indie-Rock-Landschaft zu den Namen, die immer mal wieder lobend erwähnt wurden. Doch weder ging es kommerziell voran noch kreativ. Daher gab es viele interne Auseinandersetzungen darüber, was man in der heutigen Zeit als Band machen muss oder lassen sollte. Wie leben, wenn das Streaming nur Cent-Beträge bringt? Heroux fühlte sich am Ende ausgebrannt.„Burn-out im Indieland“ – das taugt nicht als „Stern“-Titel, ist aber ein interessantes Phänomen in einer Branche, in der sich immer mehr Bands an einem wackeligen Tisch positionieren müssen.
Hooray For Earth lösten sich Ende 2014 nach fast zehn gemeinsamen Jahren auf, da arbeitete Heroux bereits an seinem neuen Projekt Mass Gothic. Die erste Platte erscheint bei Sub Pop, kein schlechter Start. Musikalisch hat sich nicht so viel verändert: Mal treiben Synthesizer die Gitarren vor sich her, mal ist es umgekehrt. Die Melodien sind Pop, gespielt und arrangiert werden sie meistens spröde: „Nice Night“ funkelt, muss sich aber auch gegen eine seltsame dominante Doom-Gitarre und später ein stampfendes Schlagzeug durchsetzen, das tolle „Every Night You’ve Got To Save Me“ klingt wie Bubblegum-Pop auf LSD, bei „Soul“ dröhnt alles so laut, dass Heroux am Ende schreien muss. Wer ein Herz für verquere Pop-Köpfe wie MGMT oder Animal Collective hat, sollte hellhörig werden.