Matthew Herbert
Musca
Accidental/Rough Trade (VÖ: 22.10.)
Der frisch gebackene Doktor der Philosophie hält seine Antrittsvorlesung in Electronica-Pop.
Wer will, kann sich Matthew Herberts Doktorarbeit runterladen. „Listen while you work: negotiating power and meaning in postconcrete music“ ist mit knapp 40 Manuskriptseiten gar nicht mal so lang, aber der britische Musiker, der sich schon mal Doctor Rockit nannte, ist jetzt offiziell Doktor der Philosophie.
Es geht um dich und die Menschen, die dir wichtig sind
Passend dazu bringt Herbert sein zugänglichstes Album seit Langem heraus: Auf MUSCA hat er viele freundliche Sounds versammelt, die nur zum Teil aus den üblichen Field Recordings stammen, und lässt die ungewohnt eingängigen Melodien nicht nur von einigen der schönsten Stimmen vortragen, sondern erspart uns auch den sonst üblichen theoretischen Überbau. Okay, nicht ganz: MUSCA sei eine Auseinandersetzung mit den intimsten Beziehungen angesichts einer Welt im Aufruhr, Corona, „Facebook-freundlichem Faschismus“, Klimakrise und weißer Vorherrschaft.
Einfacher gesagt: Es geht um dich und die Menschen, die dir wichtig sind. Vor allem aber: Wenn Y’akoto, Mel Uye-Parker, Verushka oder Siân Roseanna zu singen beginnen, während die Beats entspannt, ja mitunter nahezu lateinamerikanisch tuckern, die Hooks in schillernden Keyboardflächen baden und der Vibe eher Strandhütte als Auditorium verspricht, muss man sagen: Summa cum laude, Doktor Herbert!