Mercury Rev
The Light Is You
Bella Union/[PIAS] Coop/Rough Trade VÖ: 2. Oktober 2015
Ein paarmal packt einen der Schneekugelpop dann doch noch.
Bei Harrods in London wird seit August Weihnachtsnippes verkauft, warum also im Altweibersommer nicht schon Mercury Rev hören? Die Truppe spielte in den 90er-Jahren noch chaotischen Psychedelic Rock. Das Erfolgsalbum DESERTER’S SONGS schenkte der Band 1998 eine zweite Karriere, nun vertonten Mercury Rev Träume aus der Zuckerbäckerei. Die Band sorgte dabei für großartige Momente, doch bei den letzten Alben wurden diese immer weniger, sodass die Kreativchefs Jonathan Donahue und Grashopper 2008 eine längere Pause einforderten.
Mit dem Opener von THE LIGHT IS IN YOU, „The Queen Of Swans“, ziehen Mercury Rev alle Register: Es geht um durstige und flüchtige Liebe, Donahue singt noch immer mit der Unschuld eines Kindes, als könnte er gar nicht fassen, wie schön die Erde ist – und warum er davon nicht profitiert. Mit „Central Park East“ und „Emotional Free Fall“ variiert die Band das Songwriting, ein Jimmy-Webb-Einfluss ist zu hören, doch der Disney-Sound sorgt für eine Schieflage, die später beim Uptempofunk-Ding „Sunflower“ so heftig wird, dass das miese Stück komplett hinüberkippt. Bei „Rainy Day Record“ rappt Donahue dann die Namen einiger seiner Lieblingskünstler. Man ist daher sehr froh, dass Donahue bei „Coming Up For Air“ wieder über Delfine singt und „Autumn’s In The Air“ sehr banal zeigt, worauf man sich bei Mercury Rev freut.