Kurz vorm Überhit: Das retro- und introspektive neue Album der weltgrößten Metal-Band.
Die 72 Jahreszeiten des Albumtitels spielen nicht etwa auf die Zeitspanne an, die man zur Vollendung des elften Studio-Werks gebraucht hat. Vielmehr definieren Metallica hier den quasikonzeptuellen Unterbau des auf den prägenden ersten 18 Lebensjahren eines Menschen fußenden Albums, das durchaus schwere therapeutische Brocken wälzt, die in 80 Minuten Spielzeit ihre erschlagende Entsprechung finden.
AmazonAuch musikalisch retrospektiv setzt es Rückgriff-Riffs auf die Mitt-80ies („Crown Of Barbed Wire“) oder die massenwirksamste Phase wie das „Enter Sandman“- Update „Sleepwalk My Life Away“, wobei man sich heute den letzten Schritt zum Über-Hit spart. Auf Balladen Material verzichtend, obliegt es allein dem tollen Finale von „Inamorata“ mit einem auf Bass und Beckenrasseln reduziertem Mittelteil, dem überwiegenden Midtempo-Ritt eine Dynamik-Wendung abzuringen.
72 SEASONS ist ein Metallica-Album, das weder für die seit den 90ern abtrünnige Frühwerk-Gralshüter-Gemeinde noch das zur selben Zeit dazugestoßene Mainstream-Publikum gemacht ist – sondern für diejenigen, die der Band seit dem letzten Vierteljahrhundert weiterhin die Treue halten.