Album der Woche

MGMT

LOSS OF LIFE

Mom+Pop/H'Art (VÖ: 23.2.)

Die Pop-Seismographen drohen mit einem Versprechen.

Die Größe einer Popband lässt sich an ihren seismografschen Fähigkeiten ablesen: Gelingt es ihr, die irdischen Bewegungen einzufangen, bevor es andere tun? MGMT sind sehr gut darin. Ihr Debüt ORACULAR SPECTACULAR leitete 2008 bereits die frühen 10er-Jahre ein: „Time To Pretend“, „Electric Feel“ – und wie hieß es bei „Kids“? „Control yourself, take only what you need from it.“ Zehn Jahre später gab ihr viertes Album LITTLE DARK AGE dem, was ab 2018 folgte, den Soundtrack: Pandemie, Krieg, Terror, kleines Mittelalter. Das Titelstück macht im Netz immer wieder neu die Runde, als Versuch, der Krise einen Soundtrack zu geben.

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Genau sechs Jahre später erstatten MGMT nun eine neue Meldung, der Titel fünften Albums: LOSS OF LIFE. Ach du Scheiße. Ben Goldwasser und Andrew VanWyngarden beschreiben die Platte als „,Sleepless In Seattle‘, directed by Paul Schrader“. Was wohl heißen soll: Eine Romcom, in der es am Ende knallt. Wie das klingt, zeigt gleich zu Beginn „Mother Nature“. Der Song beginnt als Psych-Folk-Stück und baut sich zu einem wuchtigen Britpopsong auf, der Richard Ashcroft blass vor Neid werden lässt.

Pop in der Gegenwart

Bei der 80s-Pop-Ballade „Dancing In Babylon“ singt Chris von Christine & The Queens mit, „People In The Streets“ entwickelt sich über sechs Minuten von einer Straßenbetrachtung zum Versuch, die große Liebe zu den Menschen und die panische Angst vor ihnen irgendwie in Einklang zu bringen. Wer glaubt, intensiver könne es nicht mehr werden, wird von „Nothing Changes“ kalt erwischt: MGMT im The Cure Modus, irgendwo zwischen PORNOGRAPHY und DISINTEGRATION: „This is what the Gods must have been talking about, when they told me nothing changes.“

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Knapp vier Minuten dauert der Trauermarsch, dann drehen MGMT den Song kurz in Richtung Burt Bacharach, bevor er über einen Las-Vegas-Moment selbstvergessen ins La-la-Land austrudelt. LOSS OF LIFE ist ein unfassbares Versprechen und eine riesige Bedrohung. Also in der Tat: Pop der Gegenwart.

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