Mice Parade
Candela
Fat Cat/Rough Trade
Nennen wir’s Pop für gehobene Ansprüche, Prog-Pop oder Percussion-Rock: Der Amerikaner Adam Pierce findet mit dem Blick über alle Tellerränder neue Freunde.
Die ersten beiden Alben, die Adam Pierce Ende der 90er-Jahre unter dem Namen Mice Parade veröffentlichte, zählten zu jener Art von damals gerade aufkommenden Verortungsmusiken, in denen das Verhältnis von Elektronik und Akustik neu justiert wurde. Diese Musik legitimierte sich über die folgenden im Bandrahmen eingespielten Fat-Cat-Veröffentlichungen auch als kulturelles Gedächtnis, in dem die großen Augenblicke vergangener Heldentaten gespeichert und nun in homöopathischen Dosen und mit Elementen eher randständiger Stile verbunden ausgeworfen wurden: Brian Enos Ambient-Ideen, die rhythmischen Grundsätze, die Jaki Liebezeit Can beigebracht hatte, Flamenco, Folk, brasilianischer Jazz und fernöstliche Harmonien. Dass der Perkussionist Pierce seine Tracks zuallererst über den Rhythmus baut, ist auch den zehn Beiträgen auf CANDELA anzuhören, nie zuvor aber haben Mice Parade sich so weit auf den wohligen Wogen des Pop treiben lassen. Und Pop kann dabei heißen, dass ein hübsches Ding von einem melancholisch verschleppten Song sich über den Einsatz von Piano, Trompete und Beats urplötzlich in eine quirlige Latin-Nummer verwandelt („Las Gentes Interesantes“). Manchmal klingt das auch wie eine Shoegaze-Band, die ihren alten Gitarrenkumpels Ade gesagt und mit dem Blick über alle Tellerränder neue Freunde gewonnen hat.